Winterhecken brauchen keine Heckenschere – Ein Pflanzenporträt mit Praxistipps
Kennt ihr Winterhecken? Wer jetzt an eine Einfriedungshecke denkt und schon die Heckenschere zum Schnitt auspacken will, ist gründlich auf dem Holzweg.
Winterhecken sind Zwiebeln. Eine Lauchzwiebelart Allium fistolosum syn.: Allium altaicum, Allium ceratophyllum, Cepa sissilis, Cepa ventricosa um genau zu sein.
Sie wurden schon im Mittelalter bei uns angebaut, und stammen vermutlich ursprünglich aus Sibirien. Und das hat ihnen ihre hervorragendste Eigenschaft mitgegeben – ihre enorme Winterhärte. Eis und Schnee können ihnen nichts anhaben. Sobald es wieder frostfrei ist, kann man weiter ernten. Da ist nichts matschig oder geschmacksfrei durch die Kälte. Das führt dazu, dass man ohne Probleme den Salat an Weihnachten mit aromatischem, frischem Zwiebelgrün aus dem Garten würzen kann. Oder das chinesische Wokgericht im Januar. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn es sonst nichts frisches aus dem Garten gibt, außer vielleicht Grünkohl, sofern man den mag.
Die Winterheckenzwiebel hat viele volkstümliche Namen. Winterhecke, Schnattra, Johannislauch, Hohllauch, Winterzwiebel, Frühzwiebel, Weiße Florentiner, Schlot(t)enzwiebel nach den röhrenförmigen Blättern, die man Schlot(t)en nennt. Das wiederum verrät uns wieso sie bis heute überleben konnte obwohl man sie beim Gemüsehändler nie kaufen kann. Es waren die Bauerngärten, in denen sie jahrhundertelang kultiviert wurde – bis heute. Und dort gaben ihnen die Bäuerinnen diese und noch viele weitere regionalen Namen.
Neben ihrer Frosthärte hat die Winterhecke weitere gute Eigenschaften. Sie ist mehrjährig und die Horste werden jedes Jahr ein wenig größer. Sie wächst im Topf genau so gut wie im Beet.
Sie blühen mit wunderschönen Blütenbällen in Cremeweiß, und machen damit jedem Zierlauch Konkurrenz.
Die Blüten sind eine großartige Bienenweide. Kaum eine Blüte in meinem Garten wird derart von Bienen belagert.
Sie bilden reichlich Samen aus. Dieser kann gleich wieder an der gewünschten Stelle ausgesät werden, und hat dann eine Keimrate von 100%.
Sie kommt mit wenig Dünger und noch weniger Wasser klar. Für die immer häufiger auftretenden Dürrezeiten hierzulande also ein ganz problemloses Gewächs.
Die Sämlinge wachsen schnell und willig zu kräftigen Pflanzen heran. Die Samen aus dem Blütenball oben, habe ich Ende Juli in ein Beet neben die Tomaten geworfen. Das ist nach der kurzen Zeit das Ergebnis:
Unzählige Jungpflanzen, die aussehen wie Schnittlauch.
Diese müssen nun vereinzelt werden. Ich nehme gleich alle heraus und setze sie neu mit mehr Abstand. So ca. 2-3 cm reichen erst mal.
Dann nehme ich in den nächsten Monaten immer wieder ganze Pflanzen für die Küche heraus. Die verbliebenen haben dann immer mehr Raum um sich breit zu machen. Man kann dann auch einfach nach Bedarf nur die Schlotten abschneiden. Der Rest treibt wieder durch.
Hier ist nun das ganze Beet voll mit den Winzlingen. Da wo der Kohl nicht wollte, wollen die robusten Zwiebeln durchaus.
In ein paar Monaten werden sie dann schon so aussehen.
Und noch eine Besonderheit ganz zum Schluss. In all den Jahren hatte ich niemals auch nur eine Winterheckenpflanze die von einem Schädling befallen worden wäre. Selbst wenn mit Zwiebelfliegen und Lauchmotten, und was es sonst noch so an spezialisierten Mistviechern gibt, die Beet kahl gefressen haben. Die Winterhecken haben sie verschont. Man braucht also keine Netzabdeckung.
Du hast noch keine Winterhecke? Na, dann aber schnell. Das klappt noch vorm nächsten Winter.
Bis bald
Hallo Claudia,
jetzt hast Du mich aber dran gekriegt: Ich dachte bei Deiner Überschrift wirklich an eine Hecke *lach*.
Wenn die Dinger so robust sind wie Du schreibst kann ich das vielleicht auch mal versuchen. Bisher hatte ich mit Zwiebeln eher …. wenig (keinen) Erfolgt.
Liebe Grüße,
Krümel
Versuch es. Es lohnt sich auf jeden Fall.
Das wäre ja etwas für mich! Hört sich sehr pflegeleicht an! Gemüse und ich, das geht irgendwie nicht zusammen! Haha…
viele Grüße von
Margit
Aber sicher geht das. Mit dem richtigen kein Problem. Aber jeder hat halt so seine eigenen Prioritäten.
Liebe Claudia, ich hab’ heut’ die Radieschen gezogen und wegen deines tollen Beitrags Samen der Winterhecke verstreut. Danke für das tolle Portrait Viele liebe Grüße, Bianca
Üiii. Da war ich aber inspirierend. Lach!