Rauhnächte – oder die Zeit zwischen den Jahren
Die zwölf Rauhnächte auch Losnächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar haben seit Alters her einen Sonderstatus im Jahreslauf.
Sie sind gefährlich, denn in den langen, kalten Nächten treiben Unholde ihr Unwesen, Geister sind unterwegs, die Verbindung zu den Ahnen und anderen Welten ist geöffnet.
Es sind Tage die es gar nicht gibt, denn sie wurden als Schalttage zum Ausgleich zwischen Sonnenjahr mit seinen 365 Tagen und den 12 Mondmonaten ( nur 354 Tage) schon von den Kelten eingeführt. Diese Tage waren suspekt, nicht wirklich greifbar. Man machte an ihnen die Zukunft im neuen Jahr fest. Alles was an diesen 12 Tagen passierte ließ sich auf die entsprechenden Tage des nächsten Jahres übertragen – Gutes wie Schlechtes.
Um möglichst ein gutes Los (daher der Name) zu haben, tat man nach Möglichkeit wenig um ein schlechtes Los zu provozieren. Das heißt man verhielt sich still. Man blieb zu Hause, was wegen der Geister da draußen besser war, und räucherte das Haus aus bis in den hintersten Winkel, um etwaig eingedrungene Geister gleich wieder zu vertreiben.
Wäsche waschen an diesen Tagen war ein No-go. Nicht wegen der Wascherei an sich, sondern weil sich in den draußen gespannten Leinen, die Unholde verfangen könnten. Die würde man nicht mehr los.
Das Wort Rauhnächte kommt von wild und rauh, von pelzig wie die unerwünschten Wesen dort draußen. Nur ganz mutige gingen hinaus um mit Lärm und Geschrei das Böse zu vertreiben.
Irgendwann gingen dann doch alle nach draußen, auch heute noch. An Silvester, um in der Neuhjahrsnacht mit viel Rabatz ein gutes neues Jahr zu begrüßen. Selbst die Kirchen beteiligten sich an diesem heidnischen Brauch mit anhaltendem Glockengeläut.
Dann ist es nicht mehr so lang bis zum 6. Januar. Jetzt verschwindet mit dem ausgedienten Weihnachtsbaum und der Adventsdeko auch die letzte negative Last des vergangenen Jahres, die Geister verschwinden und die Unholde ziehen sich zurück, die Rauhnächte sind zu Ende. Türen und Fenster sollen weit geöffnet werden um den guten, frischen Wind ins Haus zu lassen.
Es gab und gibt viele Bräuche.
Tatsächlich sind auch heute die Tage zwischen den Jahren meist ein wenig anders. Viele haben frei. Ein paar Brückentage in der kurzen Woche. Man lässt es ruhiger angehen. Es ist keine Zeit für Partys, sondern eher zum Runterkommen. Die anstrengenden Weihnachtstage sind vorbei, der ein oder andere tauscht noch ein Geschenk um, andere lösen ihre Gutscheine ein. Man ist mit sich selbst beschäftigt, mistet vielleicht aus, macht es sich gemütlich.
Bis dann in wenigen Tagen die Silversterpartys steigen, und wir mit Feuerwerk und Geknalle die alten Geister vertreiben und das neue Jahr 2018 beginnt.