Plädoyer für den Flieder
Hass und Liebe liegen wohl bei kaum einer Pflanze derart nah beieinander wie beim Flieder, und zwar in einer Person vereint und das scheint kein Einzelfall zu sein.
So oft habe ich schon ein: “Wie kann man nur Flieder im Garten dulden.” gehört oder die Beschwerden über den Flieder im übernommenen Garten, der kaum zu entfernen ist. Zudem soll er Ausläufer treiben, ein riesiges Dickicht bilden und – unglaublich – stinken!
Bis dann eines Tages diese Herrschaften (übrigens fast immer wörtlich zu nehmen nämlich Männer) in oder an meinem Garten stehen und um einen Strauß Flieder betteln … im besten Fall. Denn auch kaum eine Pflanze wird so oft geklaut. Das ist anscheinend schon fast Tradition. Und schon viele Gartenbesitzer haben sich über den plötzlichen Rückschnitt ihres Flieders in Zaunnähe geärgert.
Flieder blüht reichlich und alles auf einmal. Genug für viele Vasen. Deshalb gebe ich gerne etwas ab. An meine Tochter sowieso, auch an Freundinnen, meine Nachbarin oder die alte Dame die in einer kleinen Wohnung in der Nähe wohnt, so sehnsüchtig guckte als sie mir beim Schneiden zusah und so glücklich mit ihrem Strauß nach Hause ging, die Nase in den Blüten versenkt.
Aber diese Fliederhasser/woller bekommen aus Prinzip keinen mehr. Sie sehen überheblich auf mich und meinen Strauch herab, wollen dann aber die Blüten. Nein Jungs – ihr nutzt mich nicht mehr aus. Denn ich liebe meinen Flieder und für euch ist er viel zu gut.
Syringa vulgaris ‘Charles Joly’ steht in meinem Garten. Schon seit 23 Jahren. Er war eine der ersten Pflanzen die ich nach dem Einzug gesetzt habe.
Er wuchert nicht, treibt keine Ausläufer, blüht immer zuverlässig, wird nicht zu groß, säuft den anderen Pflanzen nicht das Wasser und die Nährstoffe weg. Das es so ist, beruht auf einem ganz simplen Trick – Sträuße schneiden.
Sobald 3/4 der Blüten an den Rispen geöffnet sind greife ich zu Schere und Säge. Dann werden alle zu langen Triebe und Äste auf die Höhe der ersten Verzweigung runter geschnitten. Gestern war es schon so weit. Der Flieder ist sehr früh dran dieses Jahr.
Fünfzehn Minuten später lag ein ordentlicher Haufen Gesträuch auf dem Rasen.
Dann hatte mein Mann gut zu tun mit dem kompostgerechten Kleinschnippeln.
Vorher habe ich alle Blütentriebe abgeschnitten. Jedes Zweiglein mit Blättern muss davon entfernt werden. Denn die Blätter nehmen zu viel Wasser weg. Die Blüten würden in der Vase nicht lange halten.
Ich schneide immer nur ungefähr eine Hälfte der dicken Äste, die andere im nächsten Jahr. So sieht der Baum nicht gerupft aus. Nun kommt wieder Luft und Licht hindurch. Gleich unterhalb der Schnittstellen werden jetzt zügig neue Äste austreiben. An diesen Trieben bilden sich schon in diesem Sommer die Blütenanlagen. Sie überwintern und stellen die Blüte für den nächsten Frühling sicher.
Dann lag der Blütenberg auf dem Küchentisch und wartete auf Vasen.
Viele Vasen hat er gefüllt. Im Wohnzimmer, dem Flur und neben mir im Büro steht auch eine.
Das ganze Haus ist erfüllt von Fliederduft. Ich gebe zu es kann zu viel werden und im Schlafzimmer würde ich ihn auch nicht gerade hinstellen. Aber was solls? Dann wird halt mal quer gelüftet und gut ist. Es sind doch nur so wenige Tage im Jahr in denen wir den Flieder genießen können.
so früh blüht dein Flieder schon!, es ist auch meine Lieblingspflanze , Hier im Norden blüht er erst zu Himmelfaht und dann wird er gerne von den “dunen” ( betrunkenen) Männern für die Frau zur Versöhnung gepflückt!
schön dien Blog entdeckt zu haben. Grüße von Frauke
schön, dass du her gefunden hast. Ich sehe gerade vor meinem inneren Auge das Bild aus alten Komödien, wo die Frau dem Mann die roten Rosen um die Ohren haut – nur mit Flieder. Lach!
Grüße
Claudia