Neuer Zaun

Neuer Zaun

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Er war fast dreißig Jahre alt, unser alter Zaun. Maschendraht, einszwanzig hoch und mehrfach repariert. Reichlich in die Jahre gekommen also.

Das alleine wäre nicht das Problem gewesen, wenn da nicht ein Parkplatz mit Grünflächen anschließen würde. Der war früher meist still. Abends kamen die Anwohner von der Arbeit, parkten, gingen ins Haus und fertig. Heute sieht es anders aus. Ganztags fahren die Handwerkerfahrzeuge der Vermietungsgesellschaft an. Es war unruhig, laut und man mochte sich nicht mehr oben hinsetzen, weil dauern jemand da war, der glotzt. Präsentierteller halt.

Und ganz übel aber sind die s.g. “Gärtner”. Genau diese Sorte, die von Garten null Ahnung hat, Petersilie nicht von Tanne unterscheiden kann und Hausmeisterschnitte an Forsythien macht. Dabei alles möglichst schnell und ohne zu denken. Aber vor allen Dingen mit höchst merkwürdigen Ansichten über die Entsorgung von Rasenschnitt, Parkplatzdreck, geschnittenem Unkraut und Herbstlaub. Das wurde nämlich vom ganzen Parkplatz fröhlich alle vierzehn Tage per Laubbläser in unseren Garten befördert. Das heißt nicht nur Rasenschnitt, sondern auch Steinchen, die unser Gewächshaus löcherten, Müll wie z.B. fallengelassene Masken (igitt!) und Unkrautsamen in rauen Mengen. Und wenn es ganz dicke kam, musste Mann dann noch neben unsere Sitzecke pinkeln. Zusammenfassend: Es war übelst.

Man kann sich lebhaft vorstellen welche Auswirkungen das auf unseren Garten hatte. Wir wurden dem Unkraut nicht mehr Herr. So schnell wie das nächste durch den Zaun kam, konnten wir es gar nicht entsorgen. Ergo waren die Beete verunkrautet, die Wege ebenfalls, und der neu mit Unkrautvlies und Rindenmulch belegte Sitzplatz binnen 2 Tagen wieder versaut.

Man hatte nur noch Arbeit und keine Lust den oberen Gartenteil noch zu nutzen. Außerdem sah es schauderhaft aus.

Nach ca. zwei Jahren Untätigkeit (den ganzen Sermon erspare ich euch) hat die Vermietungsgesellschaft sich jetzt endlich darum gekümmert. Wir haben zum Parkplatz hin einen neuen Zaun bekommen. Stabiles Metall, zwei Meter hoch und mit Sichtschutz.

Ich habe mich tierisch gefreut als es so weit war. Wir mussten uns aber erst mal dran gewöhnen. Auf den ersten Blick jetzt ein wenig düster und der Gartenteil wirkte gefühlt kleiner. Dann der zweite Blick. Es ist jetzt wie ein Zimmer. Tatsächlich irgendwie kuschelig.

Jetzt fing für uns die Arbeit an. Erst mal die sorgsam aus dem alten Zaun freigeschnittene Clematis montana hochbinden. Erstaunlich. Durch den Hintergrund, den sie nun haben, sieht man die Pflanzen tatsächlich zum ersten Mal wirklich. Sie wirken ganz anders. Womöglich sehen wir dann mal die Clematisblüten und nicht nur die Parkplatzbesucher.

Danach Unkrautbeseitigung. Ich weiß nicht, wie viele 50-Liter-Eimer voller Unkraut, Wurzeln und Betonstückchen ich aus den Beeten geholt habe. Dann waren irgendwann nur noch ein paar Pflanzen im Boden. Bemerkenswert welche Stauden alle dank Überwucherung verschwunden sind, oder durch die dauernde Störung beim Aufgraben von hartnäckigen Rasengräsern, die eigentlich aufs Nachbargrundstück gehörten. Dann kamen ein paar Eimer Kompost aufs gelockerte Erdreich. Das ist zwar eigentlich ein wenig zu spät – oder zu früh – je nach Sichtweise. Aber dem noch groben Kompost können sich ja dann die Erdbewohner in Ruhe annehmen. Im Frühjahr gibt es noch mal Nachschub.

Und natürlich wurde gepflanzt. Meine Hibiscus moscheutos, die bisher in Kübeln warteten, und zwei Pflanzen der Pimpernuss Staphylea pinnata (sehr interessante heimische Sträucher), dazu diverse Blumenzwiebeln und ein paar Stauden. Vor der dunklen Wand habe ich mich auf Weiß, Silber und helle Rosétöne konzentriert. Ich bin schon sehr gespannt wie es im Frühling aussehen wird.

Der Sitzplatz hat auch ein Makeover bekommen. Am Boden wurden noch Bretter vor den Sichtschutz gemacht, da dieser nicht ganz bis zum Boden reicht. Das wäre ein ideales Schlupfloch für die nächste Laubbläseraktion gewesen. Dann neues Unkrautvlies und zwei Säcke Rindenmulch. Meine rostige Libelle hat auch wieder einen Platz gefunden.

Hier kann ich mich dann wieder ungestört mit einem Buch hinsetzten, oder im Hochsommer die letzten Sonnenstrahlen genießen – die kommen nämlich von der anderen Seite. Dass jetzt noch der Perückenstrauch sein Laub darüber geträufelt hat, stört mich nicht.

Je länger ich den Zaun ansehe, desto mehr kommt mir in den Sinn. Eine Lampe wäre schön, vielleicht ein Fußhocker. Jetzt kann auch ein ordentlicher Sessel ins Auge gefasst werden. Den versaut ja niemand mehr. An die Querstreben könnte man Blumenampeln hängen. Oder doch den Wein vom Nachbarn weiterwachsen lassen?

Wie heißt es so schön beim Schweden? “Entdecke die Möglichkeiten.”

Und bis es so weit ist, mache ich es mir mit Monty Don gemütlich. Nein, nicht mit ihm persönlich, sondern mit seinem Buch “Genial gärtnern”.

Vielen aus RTL Living oder den Gartensendungen der BBC bekannt, hat Monty Don einen praktischen Gartenratgeber für biologisches Gärtnern geschrieben, der so ziemlich alle Aspekte im Garten abdeckt. Dieser wurde im August in einer komplett überarbeiteten Ausgabe bei Dorling Kindersley herausgegeben. In der Ichform geschrieben, nimmt er uns mit in seinen eigenen Garten und erklärt uns, was er macht und warum. Das ist wesentlich sympathischer und am Ende einprägsamer, als die drögen Lehrbücher zum Thema Biogärtnern, die ich oft zu sehen bekomme.

Kein erhobener Zeigefinger, sondern Praxis, motivierend und spannend. Man mag weiterlesen, wie in einem Roman oder Tagebuch. Dazu die Bilder, die ich  mir so gerne ansehe. Manchmal reicht mir nach einem stressigen Tag einfach Bildchen gucken zum Runterkommen. Und davon gibt es in diesem Buch viele.

Und ich wette bis zum Frühjahr habe ich eine lange Liste mit Ideen für meinen Garten.

ISBN 978-3-8310-4311-8
August 2021
440 Seiten, 220 x 262 mm, fester Einband

Bis bald

                                                   

2 thoughts on “Neuer Zaun

  1. Liebe Claudia,
    das hört sich wirklich schrecklich an, den Zaun hätte ich auch so schnell wie möglich ersetzt, schließlich möchte ich keinen Müll im Garten finden und all das andere Gedöns. Und der neue Zaun sieht wirklich klasse aus.
    Wir mussten hier auch einen Zaun zum Campingplatz erneuern, der war einfach kaputt. Aber einige der Campingplatzbewohner nutzten unseren Garten auch zur Entsorgung ihrer Grünabfälle.
    Ich wünsche Dir einen schönen dritten Advent.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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