Mulchen mit Leinenstreu
Gestern wurde eine Lieferung im Vorgarten abgestellt, die dort auch bleiben darf. Sie ist im Küchengarten genau am richtigen Platz, nämlich zum Mulchen. Also der Inhalt, nicht der Sack. Stehen bleiben kann er hier natürlich nicht. Also erst mal ab ins Gartenhaus, denn trockenes Lagern ist angesagt.
Was dort steht, sind 20 kg Leinenstreu. Das ist eigentlich als Einstreu für Pferde gedacht, hat aber noch andere Qualitäten.
In den letzten beiden Jahren haben wir, dank der enormen Trockenheit, so gut wie nie Rasen mähen müssen. Und dieses Jahr scheint es auch nicht viel besser zu werden. Mein Rasen ist jedenfalls schon wieder strohgelb. Auf den ersten Blick könnte man denken: Ist doch klasse! Habt ihr Arbeit gespart. Ja, stimmt schon. Aber das bedeutet auch ich hatte/habe kein Mulchmaterial für die Beete, und besonders im Küchengarten ist mir das wichtig. Denn während man Zierbeere mit entsprechender Bepflanzung einigermaßen trockenheits- wenn schon nicht dürreresistent machen kann, sind die meisten Gemüsepflanzen auf eine regelmäßige Wasserversorgung angewiesen. Mulchen macht daher schon aus diesem Grund Sinn. Weiter schützt es vor Erosion durch Wind, hat eine Düngewirkung und reichert den Boden mit Humus an, was ihn längerfristig lockert.
Jetzt hat so ein Großstadtmensch wie ich ein Problem an Mulchmaterial zu kommen. Zwar werfe ich gleich alle Gemüseabfälle klein geschnitten wieder auf die Beete, aber das reicht natürlich lange nicht aus, um eine ordentliche Bedeckung hinzukriegen. Auch Strauch- und Heckenschnitt fällt nicht in den gewünschten Mengen an. Zumal ich keinen Häcksler habe, um das Gestrüpp im mulchtaugliche Schnipsel zu verwandeln. Das dient dann eher als Unterbau in neuen Hochbeeten oder den einfacheren Hügelbeeten. Mal eben beim Bauern nebenan einen Strohballen besorgen, fällt in der Stadt auch weg. Wobei Strohballen inzwischen Giganten sind, die ich nirgendwo lagern könnte. Guter Rat war also teuer.
Kürzlich bin ich dann – eher per Zufall – im Internet auf Leinenstreu gestoßen. Das sind die geschredderten Stiele vom Flachs. Also der Pflanze, die auch die Fasern für die Leinenstoffe liefert, und auch die gesunden Leinsamen fürs Brot oder Müsli. Einige Leute haben diese Streu im Garten ausprobiert und die ersten Erfolge sind vielversprechend. Ich habe nun einen Onlinehändler gefunden, der auch Kleinmengen liefert und das zu mehr als fairen Versandkosten. Der 20 kg Sack kostet ca. 10 € und der Versand gerade mal 2,99 €. Gesehen, bestellt und binnen drei Werktagen geliefert.
Die für mich als Gärtnerin und nicht als Pferdehalterin wichtigen Deklarationen des Händlers lauten wie folgt:
- es ist aus 100% natürlichem Flachs gewonnen
- es ist mehrfach gereinigt, entwurzelt und entstaubt worden
- es kann mehr als das 4- fache seines Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen
- es ist ph-neutral und hat eine gute Düngewirkung
- es ist garantiert frei von Pflanzenschutzmitteln
Da Pferde empfindliche Tiere sind, und manchmal den Wert eines Einfamilienhauses oder mehr haben, gehe ich davon aus, dass man es damit sehr genau nimmt.
und:
6. es ist speziell für Pferde mit Atemwegserkrankungen und Allergien geeignet
Nun, bin ich zwar kein Pferd, aber atemwegserkrankt. Daher ist es für mich auch von Vorteil, wenn das Zeug nicht staubt.
Ein erster Test bestätigt das schon mal. Es fühlt sich schwerer an als Strohhäcksel. Was auch gut ist. Dann wird es vielleicht nicht so schnell vom Winde verweht. Die Nachbarn werden es danken. Auch ist es nicht kratzig und piksig. Kommt mir auch entgegen, denn ich bin zu Hause im Sommer meistens barfuß unterwegs. Und es duftet wunderbar nach Scheune.
Ich habe dann noch gestern mit ungefähr 1,5 Eimern also ca. 15 Litern meine Beete im Küchengarten gemulcht. Das ist sehr ergiebig. Es lässt sich sehr gut verteilen und klebt nicht auf den Blättern.
Auch die Erdbeeren habe ich damit unterlegt. Denn als angenehmen Nebeneffekt sollen Schnecken das Zeug gar nicht mögen. Im Gegensatz zu meinen Versuchen mit Holzwolle. Da haben sich die Schleimer zu regelrechten Erdbeerpartys versammelt.
Seit heute Morgen regnet es. Fort geschwemmt wurde bisher nichts. Alles noch da, wo ich es verteilt habe. Ooops – ich habe die Bohnenkübel am Eingang vergessen. Das werde ich gleich noch schnell nachholen.
Bisher ist das Resümee also durchweg positiv. Ich bin gespannt, wie es sich längerfristig machen wird. Vielleicht habe ich ja jetzt die ideale Mulchmethode für mich entdeckt.
Ergänzend vom 29.05.2023:
Nach 2 Jahren Leinenstreu, kann ich einmal kurz Bilanz ziehen.
Ja, das Streu hat sich wirklich bewährt, aber mit Einschränkungen.
- Es deckt den Boden sehr gut ab.
- Die Bodenfeuchtigkeit wird gut gehalten.
- Der Unkrautwuchs hält sich in erträglichen Grenzen.
- Schnecken finden es tatsächlich nicht wirklich prickelnd. Aber ein hundertprozentiger Schutz ist es auch nicht.
- Es verrottet langsam. Das hat den Vorteil, dass man nicht am laufenden Meter nachmulchen muss, aber auch den Nachteil, dass es dem Boden auf Dauer wenig organische Masse zuführt. Bei meinem schweren Boden ist das von Nachteil. Denn dann wird der Boden auf Dauer wieder zu sehr verdichten. Auf leichten Böden, wird es mit seiner hohen Wasseraufnahmefähigkeit sicher besser funktionieren.
- In den Hochbeeten ist es dagegen sehr praktisch, weil es nicht viel Raum einnimmt. Eine dünne Schicht reicht aus. Der Boden ist aber hier auch ein ganz anderer als in den Grundbeeten.
- Tatsächlich ist es auch zum Abdecken von Kübeln sehr gut geeignet. Sogar in Balkonkästen kann ich es mir vorstellen. Wobei es jedoch fraglich ist, ob man sich dann einen so großen Sack irgendwo hinstellt.
- Noch ein Nachteil – jedenfalls in meinen Augen – die helle Farbe bleibt. Die Streu dunkelt durch die Witterung so gut wie nicht nach. Ob man das als optisch störend empfindet, ist sicherlich auch von den Gegebenheiten abhängig.
Leinenstreu hat also durchaus seine Berechtigung und ist empfehlenswert. Aber immer in Abwägung der Gegebenheiten im eigenen Garten und welchen Zweck es erfüllen soll. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Längerfristig erwäge ich die Anschaffung eines Häckslers (ich weiß nur noch nicht, welchen). Dann kann ich Hecken- und Strauchschnitt gleich selbst verarbeiten. Das ist, trotz der Energiekosten, nachhaltiger als der Postversand der großen Ballen mit Streu, die ja auch immer in Folien verpackt sind. Auf Dauer wird sich auch die Anschaffung rechnen. Das ist aber sicher – wie immer – nicht für jeden die ideale Lösung.
Bis bald
Hallo Claudia,
das sieht doch gut aus! Mit der Zeit wird der Mulch sicher auch schön erdfarben und man sieht ihn dann kaum noch. Ich habe zum Glück den Häcksler, viel Rasenschnitt hatten wir nämlich auch noch nicht.
VG
Elke
Liebe Claudia,
das klingt richtig gut! Deine Beschreibung dieses Leinenstreu´s lässt wirklich hoffen!!!
Halte uns doch bitte auf dem Laufenden…Ich denke, dass nicht Wenige auch Interesse
an dieser Art zu mulchen haben werden!!!
Dir alles Liebe und viel ERfolg im Küchengarten!
Heidi
Liebe Claudia,
Leinenstreu kannte ich bisher nicht, aber was Du schreibst klingt sehr überzeugend. Unser Rasen ist auch ziemlich hinüber und gefühlt sieht er noch schlimmer aus als in den letzten beiden Jahren. Aber jetzt hat es wenigstens etwas geregnet, leider aber noch nicht genug.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und viel Erfolg mit dem Leinenstreu.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Liebe Claudia, ich habe mir heuer Stroh im Gartencenter besorgt und damit gemulcht. Allerdings haben wir nun das gegenteilige Problem. Es ist zu nass und zu kalt. Seit Tagen gab es keine ausreichenden Sonnenstunden mehr. Es gammelt alles und die Schnecken breiten sich aus.
LG Kathrin
Interessant! Davon habe ich bisher noch nicht gehört. Ich bestelle ab und zu Pflanzen beim Online-Händler meines Vertrauens. Sehr praktisch, weil die Pflanzen immer in ordentlich Stroh verpackt werden. Das sammle ich immer und nutze es zum Mulchen meiner Erdbeeren. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.
Viele Grüße von
Margit
Ja, da stimmt, Margit. Dieses Stroh nehme ich auch immer für die Erdbeeren.
Hallo Claudia,
hat sich das Prinzip bewährt und bist du bei Leinstroh geblieben, wenn ja, magst du uns deinen Onlinehändler Verraten?
LG Nadja
Hallo Nadja,
ja, das Mulchen mit Leinenstreu hat sich bei mir bewährt. Es verrottet nicht zu schnell und meine schweren Lehmböden werden davon auch aufgelockert. Vor allen Dingen ist es ein super Schneckenschutz für gefährdete Pflanzen. Die Schleimer mögen da gar nicht drüberkriechen.
Wegen einer Bezugsquelle mag ich mich aktuell nicht festlegen, weil gerade die Preise und Versandkosten sehr stark schwankend sind. Aber ein wenig teurer wird es auf jeden Fall, den Artikel habe ich ja schon vor zwei Jahren geschrieben. Google mal nach EURO-LIN Leinenstroh im 20-kg-Ballen (Vorsicht, manche Händler geben auch 20-L an, das sind dann überteuerte Kleinpackungen mit 2 kg). Du solltest gute Angebote finden. Vielleicht hast du ja sogar einen regionalen Raiffeisenmarkt.
Viele Grüße
Claudia
Hallo Claudia,
auf der Suche nach Erfahrungswerten für Leinstreu als Mulchmaterial bin ich auf Deine Seite gestoßen. Es ist ja nun eine neue Saison 😉 wie ist Dein Resümee vom letzten Jahr? Wie mulchst Du in diesem Jahr?
Hallo Leena,
schau mal oben. Ich habe den Artikel ergänzt.
Bis bald
Claudia
Hallo Claudia,
Wir haben in unserem neuen Zuhause einen Gemüsegarten angelegt der mit unterschiedlichen Materialien gemulcht wird.
Inspiriert durch Deinen Artikel auch ein paar Beete mit Leinenstroh, vor allem bei Zwiebeln und Möhren, die nicht so gerne dick gemulcht werden.
Jetzt kommen bei mir total viele Flachspflanzen hoch, war das bei Dir auch?
Falls ja, was hast Du dann gemacht?
Dir weiterhin viel Spaß beim Gärtnern, Liebe Grüße
Claudia
Hallo Claudia,
bei mir ist kein einziges Samenkorn in der Streu und demzufolge auch kein Flachs gekeimt. Aber du schreibst Leinenstroh, also ganze abgemähte Pflanzen, da sind dann natürlich auch Samen drin. Beim Streu nicht. Flachs ist aber kein schwer zu bekämpfendes Unkraut. Einmal ausreißen oder abschuffeln sollte reichen. Ansonsten einfach wachsen lassen und die eigenen Leinsamen fürs Müsli ernten.
Viele Grüße
Claudia