Müllsackblau

Ihr kennt diesen speziellen Blauton, den üblicherweise die großen Müllsäcke haben? Grell, alles überstrahlend, unübersehbar, auch wenn man sich noch so sehr anstrengt. Ich hasse diese Farbe! Es gibt auch andere Bezeichnungen. Royalblau, Ives Klein Blau, Azur. Für mich ist und bleibt das Müllsackblau.

Aus irgendwelchen Gründen landet sie aber trotzdem immer mal wieder bei mir. Beispielsweise in einem wunderschönen Notizbuch, das mir geschenkt wurde – bis auf den Einband. Genau in Müllsackblau. Also habe ich es neu gebunden – in braunes Leder mit Goldschrift – und nun ist es mein Gartentagebuch und ich liebe es.

Die Aufgabe war zugegebenermaßen ziemlich einfach. Wenn es um sehr große Gegenstände geht, ist das was ganz anderes. Ein Beispiel dafür steht in meinem Garten. Gleich neben der Terrasse, 2 x 3 Meter im Quadrat und nicht zu übersehen. Der Pool.

Framepool in Müllsackblau

Einige werden sich vielleicht erinnern, dass ich mit meinem Schwiegersohn eine Einfassung aus Paletten gebaut hatte. Das sah schön aus, war aber sehr aufwändig zu bauen (die alten Verrotteten wieder loszuwerden ist übrigens auch nicht einfach). Außerdem nahm es ziemlich viel Platz im unteren Gartenteil ein. Und nach fast auf den Tag 6 Jahren, ist die Einfassung beim Frühjahrsputz sang- und klanglos zusammengebrochen. Jetzt steht er wieder da – in der Hassfarbe Müllsackblau.

Dieses Blau ist alles, was ich sehe. Keine Farbe schreit so laut: “Ich bin Plastik!!!” Ich bin begeistert, dass sich wenigstens Bestway inzwischen dem guten Geschmack genähert hat und Pools in Grau herstellt, was sich viel harmonischer in die Gärten einfügt. Warum die von Intex immer noch so scheußlich sein müssen, keine Ahnung. Und dann noch überall diese Aufdrucke in Großschrift und diversen Sprachen. Für ganz Blöde: “Man springt nicht kopfüber in 60 cm flaches Wasser.” Herrjeh!

Nun war guter Rat teuer. Verkleiden – aber wie? Das Ding nur wegen der Farbe austauschen hätte mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. Als Schikane kommt dazu, dass diese Pools Stützen haben. An den Ecken gerade, an den Seiten schräg nach außen. Bedeutet: Alles, was man drumherum bauen will, muss zwangsläufig ungefähr einen halben Meter tief sein. Macht aus 2 x 3 m Pool automatisch 3 x 4 m, also reichlich Platzverlust. Etwas Flexibleres musste her.

Die Erleuchtung kam mit Balkonverkleidungen. Die gibt es für verhältnismäßig kleines Geld in allen möglichen Farben und Längen. Ich wollte Anthrazit. Zwei Teile bestellt in 5 m Länge und 80 cm Höhe. Sie sind aus Oxford, einem wetterfesten Gewebe, das obendrein blickdicht ist. Das Blau sollte ja nicht durchschimmern. Schnur und Kabelbinder zum Befestigen wurden mitgeliefert.

Und dann ging es ans Einpacken. Es war ein wenig Fummelei, das gebe ich zu. Aber auch für mich alleine ohne Probleme zu handhaben.

Als Erstes die lange Seite, an der die Plane schnell zu öffnen sein muss. Denn hier liegen die Anschlüsse und Schläuche für die neue Sandfilterpumpe. Das muss zugänglich bleiben. Ergo habe ich hier keine Kabelbinder verwendet. Stattdessen habe ich direkt unter der oberen Stange mit einem Schaschlikspieß Löcher vorgestanzt und mit je einem Stück der mitgelieferten Schnur die Plane festgebunden.

An der nächsten, kurzen Seite liegt der Abfluss, auch der muss zugänglich sein. Da reicht es aber später einfach die Plane anzuheben. Jetzt können also die Kabelbinder zum Einsatz kommen. Die Metallösen passen leider nicht mit den freien Stellen der Stangen überein, aber das mit dem Schaschlikspieß funktioniert auch für Kabelbinder.

Man muss sich im Klaren sein, dass diese Verkleidung niemals faltenfrei und glatt auf dem Pool aufliegt. Aber das ist halt der Form des Pools geschuldet. So habe ich mich dann Stück für Stück einmal rund um den Pool vorgearbeitet. Aber nicht mehr lange, dann wurde ich ausgebremst.

Ein anklagender Blick aus Augen, die mich aus dem Dunklen anstarrten. Die Mundwinkel leicht nach unten gezogen. Not amused. “Muss das sein? Musst du mich stören? ICH WOHNE HIER!”

Herr oder Frau Erdkröte Bufo bufo, so ganz klar ist mir das nicht, hatte ich ein paar Tage vorher im Vorgarten, beim Beackern der Gemüsebeete aufgescheucht. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als sich der Dreckklumpen plötzlich bewegte. Vorsichtshalber habe ich sie in den hinteren Garten befördert, damit sie nicht auf die Straße läuft. Und jetzt wohnt sie unterm Poolrand. Ok – wenn es ihr dort gefällt. Aber erst mal evakuieren, bevor ich sie versehentlich einsperre. Oder noch schlimmer, einen Bodenanker rein kloppe, mit denen ich die Plane rundherum unten fixiert habe, damit sie nicht im Wind flattert.

Nach ungefähr einer Stunde war der Pool rundherum entblaut. Ganz kriege ich das Müllsackblau nicht weg, denn der innere Rand trägt auch diese fiese Farbe, aber ich sehe sie nicht mehr in diesem Ausmaß. Das ist so schon viel besser. Eine Menge Pflanzen rundherum tarnen die Plane und kommen mit dem dunklen Hintergrund viel besser zur Geltung.

Übrigens habe ich auch eine gleichfarbige Isolierfolie für das Wasser gekauft. Die dunkle Farbe hat zwei große Vorteile, die durchaus erwähnenswert sind.

  1. Die Wärme der Sonne wird durch Schwarz viel besser absorbiert. Das heißt, das Wasser bleibt wärmer und wird sogar erwärmt.
  2. Der Pool ist innen, wenn die Abdeckung drauf ist dunkel. Algen brauchen Licht zum Wachsen, das wird ihnen so entzogen und das Wasser bleibt klar.

Sicher, die Paletteneinfassung war schöner, aber die einfache Lösung finde ich sehr zufriedenstellend. Außerdem bin ich jetzt immer sehr für alles, was ich auch alleine händeln kann.

Bis bald

                                                   

3 thoughts on “Müllsackblau

  1. Hallo Claudia,
    mit den Erdkröten und ihrer Tarnung ist das so eine Sache. Gegen gefräßige Störche (oder wer auch immer ihre Fressfeinde sind) ist sie sicher hilfreich. Im Garten muss man wirklich aufpassen. Bei uns sind im Sommer für kurze Zeit hunderte kleiner Krötenbabys unterwegs, da muss man gucken, wo man hintritt, um sie nicht zu verletzen.
    Liebe Grüße
    Susanna

    • Da hast du völlig recht, Susanna, die Tarnung hat vor- und Nachteile. Krötenbabies hätte ich hier sehr gerne. Die eine war die Erste, die ich in 30 Jahren entdeckt habe. Mit etwas Glück kommen ja jetzt vielleicht noch mehr.

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