Schrank mit Geflecht Makeover
In unserem Wohnzimmer steht eine Glasvitrine. Sie ist wirklich schon uralt. Ich habe sie für meine erste eigene Wohnung gekauft. Damals, Anfang der 80er-Jahre ein wirklich teures Stück, da es solche Vitrinen im Handel kaum gab – außer im fast schon Luxussegment. Aber ich hatte mir genau so eine in den Kopf gesetzt. Der Preis schlug sich in der Qualität nieder. Bis heute ist sie vollkommen stabil, obwohl sie mehrere Umzüge mitgemacht hat.
Allerdings ist das weiß inzwischen vergilbt und die Spiegelrückwand fängt an blind zu werden. Und ja, ein bisschen altmodisch ist sie auch. Ein Einlegeboden ist außerdem irgendwann kaputtgegangen. Aber mich von ihr trennen? Nein, geht irgendwie nicht. Dazu kommt, dass sie das perfekte Maß für den Mauervorsprung hat. Sie passt auf den Millimeter genau dorthin.
Dann war da der Wunsch nach einem Schrank mit Geflechttüren. Da sind wir aber schon wieder in einem ordentlichen Preissegment. Die vergleichbare Größe findet man im Internet von Bloomingv…. für über 700 €.
Das ist dann der Zeitpunkt wo bei mir der Gedanke zu rotieren beginnt, dass man das doch auch als Makeover irgendwie hinkriegen sollte. Nach langer Überlegung und Recherche bin ich darauf gekommen, dass *Jute doch optisch eigentlich aussieht wie Rattangeflecht. Keine Angst, das ist kein stinkiges Sackleinen. Die kann ich dann auch gut zuschneiden. Zwei Meter bei 140 cm Breite reichen aus.
Dazu 5 mm breite und 2 mm dicke Holzleisten in 100 cm Länge aus Esche. Sie bekommt man über Eb.. im Bund zu 50 Stück für knapp 9 €. Ich brauche nicht so viele, aber ich bin sicher mit dem Rest wird mir schon was einfallen. Damit wird später jede Scheibe noch einmal eingerahmt, um einen sauberen Abschluss hinzubekommen.
Dann wurde es schwierig. Farbe in einem exakten Farbton online zu kaufen ist schlicht unmöglich. Wenn man sich alleine eine bestimmte RAL-Farbe ansieht, liegen zwischen den Abbildungen schon Welten. Wenn man dann noch mal zwei verschiedene Endgeräte nimmt, sieht man weitere heftige Unterschiede. Das war mir zu riskant. Da ich Gewerbe habe konnte ich trotz Lockdown in den Baumarkt. Der hatte die infrage kommenden Farbtöne aber nicht da.
Mir blieb also nichts anderes übrig als den Lack selbst anzumischen. Das ist ebenfalls alles andere als einfach. Zumal manche Farben heller und andere dunkler abtrocknen. Versuch gefühlt Nummer 743 war dann halbwegs brauchbar.
Schere, Heißklebepistole und es kann losgehen. Die Vitrinentüren habe ich ausgebaut, die Griffe abgeschraubt und auf dem Boden im Arbeitszimmer gearbeitet. Das ist einfacher als gleich an der Vitrine zu arbeiten, da die Türen keinen Rahmen haben. Und der Teppichboden ist ein gutes Polster für das Glas.
Dann habe ich als Erstes das Holz des Korpus gestrichen. Der erste Anstrich hat sogar gleich gedeckt. Auch die Türgriffe habe einen Anstrich bekommen. Das Silber war unpassend.
Während der Trocknungszeit habe ich die Türen bezogen. Die Jute erst man auf jeden Fall bügeln. Das erleichtert die Arbeit ungemein. An der ersten Ecke habe ich ca. 1 cm Überstand gelassen.
Nun die Jute an einer Seite mit reichlich Heißkleber auf die Scheibe kleben. Zur gegenüberliegenden Seite straff ziehen und ebenfalls verkleben. Oben und unten ebenfalls straff aufkleben.
Erst danach wird rundum der Stoff parallel zur Glasscheibe abgeschnitten. So sieht dann die erste Tür aus.
(Bevor jetzt jemand fragt. Das ist meine Werkstatt und der Teppichboden aus einer früheren Nutzung des Raums übernommen. Die Flecken sind daher unvermeidlich und obendrein völlig Wurscht. Ihn rauszureißen wäre eine sehr arbeitsaufwändige Aktion. Also darf er noch bleiben und weiter versauen.)
Dann werden die Türen noch mit den Holzleisten gerahmt. So werden die Schnittkanten verdeckt und die Abschlüsse sauber. Sie werden ebenfalls mit Heißkleber aufgesetzt. Hier musste ich aber schön gleichmäßig dünne Linien ziehen damit der Kleber nicht herausquillt. Zum Festhalten, bis der Kleber fest geworden ist, sind solche Briefklammern hilfreich. Die Leisten lassen sich übrigens sehr gut mit einem Seitenschneider oder einer stabilen Schere schneiden. Die Türgriffe noch wieder anschrauben.
Bis Türe Nummer zwei auch fertig war, hat es schon insgesamt fast zwei Stunden gedauert.
Die Seitenscheiben der Vitrine habe ich genauso bezogen und gerahmt. Allerdings ging das viel einfacher und schneller, da die Scheiben bereits in Rahmen sitzen, an denen man sich gut orientieren kann. Außerdem hilft hier die Schwerkraft. Dann konnten die Türen wieder eingehängt werden.
Und fertig ist der neue Schrank in Geflechtoptik.
Bis bald
Hi Claudia,
ich musste über den fleckigen Teppich schmunzeln. Wir haben in unseren Trainingszimmer/Lager, früher Malzimmer, früher Wohnzimmer auch so einen Teppich, aber unserer ist übersät mit Farbflecken. Wir reißen den auch nicht raus. Der Aufwand ist zu groß. Aber irgendwann wird das gemacht, vielleicht wenn der Teil des Hauses saniert wird. 😉
Zum Thema: Das hast du echt super gemacht mit den Türen, das sieht super aus!
Viele Grüße
Eifelkrake
Vielen Dank!
Hallo Claudia,
das ist genial! Hinter der Scheibe wird der Stoff auch nie staubig! Und sie passt wirklich perfekt in die Nische.
Viele Grüße
Elke
Nein, der Stoff sitzt schon außen. Würde er hinter Glas sein, wäre der Effekt dahin.
Das sieht ja toll aus! Ich mag solche Upcycling-Ideen. Die Vitrine hat gleich ein ganz anderes Gesicht.
Viele Grüße von
Margit
Danke, Margit.
Liebe Claudia,
das sieht nach einer sehr guten Arbeit aus, die ich mir so nicht zugetraut hätte. Ein Möbel, dass mehrere Umzüge übersteht, muss schon von sehr guter Qualität sein. Ich kann mich da an den ein oder anderen Schrank erinnern, der schon nach meinem zweiten Umzug repariert werden musste und den dritten Umzug dann auch schon nicht mehr mitgemacht hat..
Ich wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Vielen Dank, Wolfgang. Für euch auch eine schöne Woche.
Hallo Claudia,
Danke für deinen Beitrag. Nachdem ich deine Einleitung durchgelesen habe, entschied ich bei mir auch etwas Ähnliches zu machen und bin mit dem Endergebnis sehr zufrieden. Hatte auch einen alten Schrank im Wohnzimmer, mit Vitrinen, aber kleiner als deiner. Am Wochenende habe ich damit angefangen es zu renovieren und war gestern damit fertig. Hab bei mir ein bisschen länger gedauert, weil ich noch bestimmte Materialien online kaufen musste (habs bei https:….ch/ gekauft, da ich in der Schweiz lebe). Gestern war ich dann mit alles fertig und jetzt warte ich auf neue DIY, damit ich noch einiges bei mir renovieren kann.
Liebe Grüße aus der Schweiz,
Tobi
Hallo Tobias,
es freut mich, dass ich dich inspirieren konnte. Wann es hier wieder etwas gibt ist noch nicht klar, ich muss erst mal Corona auskurieren. Gerade bin ich noch zu nichts imstande.
Viele Grüße
Claudia