Himbeerrückschnitt
Da sich Weihnachten bei uns im Wesentlichen auf Heiligabend beschränkt, habe wir danach einfach noch zwei ruhige Tage.
Heute kam nach all den trüben Wochen sogar am Mittag ein bisschen die Sonne raus. Das lockte mich dann nach draußen. Als ich mich angezogen hatte und endlich vor die Tür kam, hatte die Sonne sich allerdings schon wieder verzogen. Dafür kam ein eisiger Wind auf. Nicht stark aber kontinuierlich wehend, so dass ich mit bei einer halben Stunde Gartenarbeit glatt Ohrenschmerzen zugelegt habe. Mit Mütze wäre das nicht passiert. Naja – zu spät.
Was ich mir da draußen vorgeknöpft habe sind die Himbeeren. Ich habe mehrere Sorten – Fallgold, Pokusa und Autumn Bliss. Alle sind Herbsthimbeeren. Ich habe gezielt keine Sommerhimbeeren mehr gepflanzt, weil sie ein paar Nachteile haben.
1. Der Schnitt ist komplizierter.
2. Sie haben nur eine kurze Erntezeit.
3. Die Früchte haben oft Maden.
Bei den Herbsthimbeeren ist alles anders.
1. Die Ruten werden im Winter einfach knapp über der Erde weggeschnitten.
2. Sie setzten kontinuierlich bis zum Frost neue Blüten und Früchte an.
3. Der Himbeerkäfer (Byturus tomentosus), der seine Eier in die Blüten ablegt und so für die Maden sorgt, ist schon weg wenn die Herbsthimbeeren blühen. Er hat also keine Chance die Ernte zu versauen.
Was aber nicht heißt, dass nicht andere Viecher die Ernte ruinieren können. In den letzten Jahren hat sich zusehends die Blattwanze in den Himbeerbeständen breit gemacht. Nicht nur bei mir sondern in ganz Deutschland nimmt der Befall zu.
Sie sind eigentlich keine Schädlinge. Sie haben allerdings die unangenehme Eigenschaft die Früchte an zu stechen und dabei ihren ekelhaften stinkenden und ebenso schmeckenden Speichel zu injizieren. Damit wir die Frucht ungenießbar. Wären es nur ein paar einzelne, wäre es kein großes Problem. Bei der Menge die ich inzwischen habe, sind sie ein echtes Problem und zum ernst zu nehmen Schädling mutiert.
Ein probates Mittel dagegen ist wohl noch nicht gefunden. Ich habe den Eindruck die Industrie sucht auch nicht. Das passiert erst wenn dass Kind ein den Brunnen gefallen ist – wie beim Buchsbaumzünsler.
Absammeln wird oft empfohlen. Die Leute, die das empfehlen sind wahrscheinlich reine Theoretiker. Denn erstens habe Blattwanzen eine grüne Tarnfarbe, zweitens sind sie am Anfang der Saison noch winzig klein, und drittens fliegen immer wieder von außen neue ein. Das ist also eine sinnlose Sisyphusarbeit. Nächste Empfehlung Neemöl spritzen. Habe ich gemacht – mehrfach im letzten Sommer und Herbst. Leider zeigte sich auch damit keine Besserung.
“Normale” Spritzmittel will ich nicht einsetzten wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Und die Vögel mögen die archaisch gepanzerten Stinker verständlicherweise nicht fressen. Also ist guter Rat teuer.
Sonst habe ich immer erst später im frühen Frühjahr die Himbeeren geschnitten. Dabei habe ich ein paar einzelne Ruten stehen lassen. Die verzweigten sich dann und brachten eine etwas frühere Ernte als der Rest.
Diesmal wollte ich viel früher, tiefer und alles abschneiden. Da ich keine Ahnung habe wie und wo Blattwanzen überwintern, hoffe ich, damit überwinternde Eier zu vernichten, sofern sie an den Ruten abgelegt wurden.
Das mannshohe Gestrüpp ist schnell beseitigt. Gute Handschuhe voraus gesetzt. Sonst hat man Spaß mit den Stacheln.
Die Entscheidung jetzt zu schneiden hat sich als sinnvoll erwiesen weil ich an vielen Ruten schon austreibende Knospen entdeckte.
Mein Mann übernimmt jetzt das Zerkleinern für die Biotonne. Ich will diese Ruten aus dem Garten haben.
Auch das gesamte alte Laub habe ich ab gefegt. Es soll alles gründlich weg.
Normalerweise bleiben bei mir keine Beete so kahl liegen, und die Erde nicht der Witterung ungeschützt ausgesetzt. Aber ich bin halt jetzt übervorsichtig. Ich will den Blattwanzen einfach keine Möglichkeit der Überwinterung geben. Zwischen den Rutenstummeln ist es aber gar nicht so einfach alles raus zu kriegen.
Später werde ich dann mit Kompost und Mulch das Beet abdecken. Als Waldpflanzen und Flachwurzler mögen Himbeeren bedeckte Wurzeln. Das hält die Feuchtigkeit und den Boden locker und unkrautfrei.
Vielleicht decke ich bis dahin mit den Ästen des Weihnachtsbaums ab, sobald er aus nächste Woche aus dem Wohnzimmer kommt.
Genug für heute. Meine Ohren melden sich schmerzhaft. Ich muss sie ins Warme bringen. Noch schnell im Vorbeigehen ein paar Möhren fürs Abendessen aus dem Hochbeet ziehen. Die hatte ich eigentlich zu spät ausgesät. Sie waren vor sechs Wochen noch winzige Dingerchen.
Sind aber inzwischen – wenn auch eher kurz geblieben – zu dicken Dingern gewachsen. Ich finde sie sehen gut aus für Ende Dezember. Und lecker sind sie auch. Da kann man sich doch nicht beschweren.