Dürre ohne Ende mit Buchbesprechung
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Vor ein paar Tagen ist mir wieder mal ein Buch aus dem Ulmer-Verlag ins Haus geschneit. “Genießen statt Gießen”. (Danke dafür.)
Der Titel verrät schon, es geht um Gartenanlagen, die mit Dürre und sehr wenig Wasser klarkommen. Erschienen ist das Buch bereits im Januar 2018. Wenn ich jetzt noch von einer gewissen Vorlaufzeit von vielleicht einem Jahr oder mehr ausgehe, vermute ich, die Autorin hatte das perfekte Zufallstiming oder eine magisch Glaskugel.
Denn zu diesem Zeitpunkt, als sie dieses Buch schrieb, konnte sie von der Dürre 2018, geschweige denn von der, die auch dieses Jahr wieder herrscht, noch nichts wissen. Somit ist das Buch von ungeahnter Aktualität. Denn so langsam sollte uns allen klar werden, dass solche Wetterphänomene in Zukunft vielleicht eher die Regel als die Ausnahme sein werden.
Dass man seinen Garten inzwischen nicht nur aus “Genusssucht” oder Faulheit entsprechend ausstattet, sondern aus Notwendigkeit dürfte einleuchten.
Unser Rasen zum Beispiel. Werden jetzt bestimmt einige fragen: “Welcher Rasen?” Na, dieses Graszeugs mit jeder Menge Unkraut, dass sich schon vor Wochen in ein bräunliches Etwas verwandelt hat.
Oder auch stellenweise ganz verschwunden ist. Denn kein Wasser und somit auch keine Nahrung gepaart mit ständigem Darüberlatschen – wer überlebt das schon zwei Sommer lang?
Da sieht der “Rasen” hinterm Zaun doch viel besser aus. Schön gleichmäßig vergilbt und ohne Kahlstellen. Kunststück, den betritt ja auch keiner außer den Gärtnern zum Mähen. Obwohl mähen nicht ganz das passende Wort ist. Eher passte dreschen, als sie nach 6 Wochen die trockenen Ähren abgesenst haben. Das ist schon wieder fast 3 Wochen her. Gewachsen ist seitdem nichts. Aber schön dicht ist die Ödnis.
Der einzige sattgrüne, saftige und völlig unkrautfreie Rasen ohne Kahlstellen wächst bei einem Nachbarn gegenüber. Kubikmeterweise Trinkwasser aus der Leitung, die täglich per Rasensprenger verteilt werden, machen es möglich. Dann muss natürlich auch zweimal wöchentlich gemäht werden. Somit hat unser lieber Nachbar – ein Gärtner in Rente – nicht nur den einzigen grünen Rasen, sondern auch den einzigen Rasenmäher, der hörbar seinen Job macht. Dazu ist er der einzige in der Umgebung der ausreichend Rasenschnitt zum Mulchen zu Verfügung hat. Gemulcht wird aber nicht. Ist hässlich im Beet. Außerdem … wozu gibt es Rasensprenger? Die wässern auch die Beete – und zwar täglich. Da ist dann kein Blättchen braun.
Aber jetzt mal ehrlich. Braucht man das? Ist das nötig in Zeiten, in denen Landwirte nicht wissen wie sie ihre Feldfrüchte am Leben erhalten sollen, und der Grundwasserpegel schneller sinkt als man gucken kann?
Ja, natürlich gieße ich auch. Aber wo es gar nicht mehr geht, bleiben halt Pflanzen auf der Strecke. Astilben, die meisten Hortensien, Wiesenraute und Schachbrettblumen haben längst aufgegeben. Dann ist das halt so. Auch wenn es weh tut. Dann muss eben eine entsprechende Nachpflanzung her, die mit den veränderten Bedingungen klarkommt. Der Garten kriegt hier erst Wasser, wenn die Pflanzen schon ein bisschen die Köpfe hängen lassen. Gemulcht wird so viel wie möglich, um die Feuchtigkeit im Boden zu halten.
Den Garten zu überdenken und ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen, dabei hilft dann auch dieses Buch. Viele Anregungen und Informationen hat die studierte Gartendesignerin zusammen getragen. Erfahrungen von verschiedenen Wohnorten quer durch Europa mit immer neuen oft extremen Herausforderungen in der Gartengestaltung haben Annette Lepple inspiriert uns den trockenheitstoleranten Garten nahezubringen.
In Personalunion ist sie auch die Fotografin der herrlichen Fotos. Sie hat nicht ohne Grund 2015 den Garden Photography Award bekommen. Es lohnt sich also in jeder Hinsicht sich dieses Buch einmal genauer anzusehen. Und daraus zu lernen, dass Rasen momentan eigentlich eine ziemlich doofe Idee ist.
144 Seiten
155 Farbfotos
6 farbige Pläne
ISBN 978-3-8001-5844-7
Bis bald
Da bin ich dann doch wieder froh, dass wir so einen heftigen Lehmboden haben. Der hält das Wasser zumindest einigermaßen. Mein Rasen sieht erstaunlich gut aus. Allerdings ist auch hier die Trockenheit deutlich zu spüren. Ein Strauch unter unserer hohen Esche ist vermutlich vertrocknet. Mal sehen, ob der nochmal austreibt. Mit Trinkwasser gießen, ist auch nicht ubedingt empfehlenswert. Jedenfalls habe ich da so meine Skrupel. Zum Glück hat unser Bach hinter dem Haus jetzt wieder Wasser. Aber ich gieße wirklich nur, wenn es unbedingt sein muss. Die neu gepflanzten Sträucher hängen trotz regelmäßigem Wässern ganz schön in den Seilen.
Viele Grüße von
Margit