Der Garten im neuen Jahr
Das neue Jahr begann, den Umständen entsprechend, sehr ruhig. Um ehrlich zu sein hätte ich den Jahreswechsel fast verschlafen. Feuerwerk gab es hier nur vereinzelt und dann auch nur kurz. Vielleicht die Reste vom letzten Silvester? Von Feierstimmung jedenfalls konnte keine Rede sein. Die meisten waren einfach nur froh, als dieses Jahr 2020 das Verfallsdatum überschritt.
Die Bildchen und Videos, die einem zum Jahresende so per WhatsApp geschickt werden, beinhalteten zum Großteil das Wort “Arschloch” für 2020. Das entspricht wohl so ungefähr der Einstellung der meisten Menschen. Meiner auch.
Aber war denn wirklich alles nur so mies im letzten Jahr? Nein, natürlich nicht. Es gab durchaus auch schönes.
Die Hochzeit unserer Tochter zum Beispiel und der dazugehörige neue Schwiegersohn.
Der Sommer war toll. Wunderbares Wetter, viel Zeit im Garten, plantschen im Pool, grillen… So viel war möglich.
Die Küchenrenovierung im ersten Lockdown hat Spaß gemacht und sich gelohnt.
Große Reisen waren nicht möglich, aber kleine Ausflüge können auch toll sein.
Und last but absolutely not least: Wir sind alle gesund geblieben und leben noch.
Für uns war es also durchaus kein völliges Katastrophenjahr. Für einiges kann man durchaus dankbar sein, und über vieles kann man sich freuen. Also vielleicht war 2020 doch nicht nur ein Arschloch. Aber nun ist das Jahr 2021 da: Und weiter gehts.
Das Wetter ist bescheiden. Kein Schnee in Köln – was gut ist, denn hier ist es sowieso nur Matsch. Grau in Grau und nur ein paar Grad über null. Kein Wetter, dass zu längeren Spaziergängen verlockt. Aber ein Rundgang durch den Garten muss sein. Mal sehen, was das neue Jahr so bringt.
Na ja. Grün ist es ja noch irgendwie. Aber schön ist anders.
Man muss jetzt schon genauer hinsehen, damit einem nicht entgeht, was sich da im Verborgenen tut. Da blüht es bald gelb. Die Kissenprimeln sind schon in den Startlöchern.
Auch die Narzissen schieben ihre Nasen aus dem Boden.
Eigentlich hat die hier ein wenig den Termin verpasst. Aber ich bin ja schon über jedes Lebenszeichen der einzigen überlebenden Christrose Helleborus niger glücklich. Die Knospe sieht zwar auch nicht toll aus. Aber besser als nichts.
Auch die erste Schneeglöckchenblüte der Saison sieht ein wenig angefressen aus. Sie wird allerdings bald in der Masse untergehen. Unten kommt schon Nachschub.
Die Herbstchrysantheme schiebt immer noch mal einzelne Blüten nach. Aber eigentlich sind sie durch.
Zeitlich völlig daneben ist die Blüte beim Gefleckten Habichtkraut Hieracium maculatum. Ein bisschen zerrupft ist sie ja.
Tapfer wie immer ist die Polsterglockenblume Campanula. Sie blüht das Winterhalbjahr mehr oder weniger stark durch.
Das Mauer-Zimbelkraut Cymbalaria muralis blüht offiziell von Mai bis September. Hat meins wohl nicht gelesen. Das macht einfach weiter.
Nicht nur vereinzelt.
An der Korsischen Nieswurz Helleborus argutifolius sind schon fette Knospen.
Das Greiskraut Senecio cineraria, also die kleinen Pflänzchen, die ich letztes Frühjahr vom Friedhofsmüll gerettet habe, ist ein großer Busch geworden der jetzt im Winter eine tolle Figur macht. Nur die Tabakpflanzen können mal weg. Jetzt sind sie wirklich nur noch hässlich. Ich mache den eigentlichen Rückschnitt erst im Frühjahr. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Nächste Woche komme ich mit der Schere.
Am Greiskraut habe ich die Schere allerdings gleich angesetzt. Denn nachdem die Weihnachtsdeko weg ist – ja, auch der Baum. Hat sich für mich gleich nach Neujahr immer erledigt. – brauche ich was Frisches. Ein Besuch im Blumenladen war noch nicht möglich. Dabei hätte ich jetzt sooo gerne ein paar Amaryllis. Am liebsten in Weiß. Oder Zartrosa? Oder Lachs? Hilft ja nichts. Es ist erstens Wochenende und zweitens Lockdown. Da kaufe ich nur ein Mal in der Woche ein was nötig ist. Ansonsten bleibe ich zu Hause.
Aber auch so ein einfacher Strauß aus Greiskraut mit ein paar der hübschen, blass orangefarbenen Minihagebutten der Ramblerrosen ist toll und bringt ein wenig Frische ins Haus.
Und dann: Licht an! Denn es wird schon wieder dunkel.
Wäre der Winter doch schon vorbei. Denn für mich ist er das Arschloch.
Bis bald
Kopf hoch, viele Pflanzen und Tiere brauchen auch den Winter. Gönnen wir es ihnen und erfreuen uns im Frühjahr an ihren Farben, Formen, Gerüchen einfach an allem. Ein Leben im Überfluss vernebelt den Blick auf das wesentliche und bei uns Gartenfreunden ist doch die größte Freude, wenn nach dem Winter der Garten anfängt zu leben. 😉
Viele Grüße
Eifelkrake
Hallo Claudia,
Ich wünsche dir ein frohes neues Jahr!
Und das hätte ich auch fast verschlafen so ohne Silvesterparty wie sonst immer.
Schnee haben wir auch nicht, so muss man ihn wenigstens nicht wegräumen.
Viele Grüße
Elke