Blau, Blau, Blau
Ich sehe Blau. Als ich gestern Nachmittag so über meinen Garten schaute, fiel mir auf, dass unglaublich viele Blumen zurzeit blau blühen. Zwar blühen auch einige Blüten in anderen Farben, aber Blau ist tatsächlich gerade dominierend. Dabei war das gar nicht so von mir geplant.
Aber schlimm ist es auch nicht. Im Gegenteil, nach all dem Gelb in den letzten Wochen, strahlt Blau Ruhe aus und sorgt für optische Weite. Der Garten wirkt tatsächlich größer. Im Sommer kann es sogar kühlend wirken. Das brauche ich jetzt – also unter 30°C – wirklich noch nicht.
Blau ist aber auch ein Problem. Oder besser es kann verwirrend sein. Denn Blau ist noch lange nicht blau. Und was als blau blühend deklariert wird, ist meist durch einen mehr oder weniger hohen Rotanteil in der Farbe eher Lila, Violett oder eine Variation dazwischen. Wirklich reines Blau ist eine Rarität. Enziane bekommen es hin, oder die Bleiwurz.
Dann kommt noch eine Schikane hinzu. Bei anderen Farben, sieht man zwar eine farbliche Veränderung im Laufe der einzelnen Blütenstadien von der Knospe bis zum Abblühen aber blaue Blüten verändern die Farbe je nach Lichteinfall im Laufe eines Tages. Was sich mittelblau am Morgen zeigt, kann Mittags ganz blass sein, um Abends ein klares, dunkles Blau zu haben.
Dann sind da noch die Gewächse, die auch gerne mal die Farbe von Pink zu Blau ändern. In den verschiedenen Stadien ändert sich der PH-Wert in den Blüten und damit die Farbe. Ein Lackmus-Effekt, wie wir ihn noch aus der Schule kennen. Der Beinwell ist so ein Kandidat.
Das Lungenkraut Pulmonaria ist auch so eins.
Anders die “Blaue Blume der Romantik”, die Akelei Aquilegia. Sie behält ihr Blau. Dafür blüht sie gleich in unzähligen Schattierungen.
Die Irisblüte beginnt auch gerade. Von nur 25 cm hoch….
… bis zu den hohen Sorten.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit vieler ist das Hasenglöckchen Hyacinthoides. Sie vagabundieren durch meinen Garten. Auch wenn es noch keine ganzen Flächen sind, die besonders in England zur Blütezeit der Bluebells ganze Menschenmassen anlocken. Was nicht ist, kann ja noch werden.
Eine meiner Lieblingsblumen legt auch gerade los. Prärielilie Camassia hat sich wunderbar vermehrt, bleibt aber an ihrem Platz.
Mauerzimbelkraut Cymbalaria muralis. Genügsamer geht es kaum. Nachdem ich ein paar Jahre erfolglos versucht habe es bei mir anzusiedeln explodiert es jetzt an allen Ecken.
Ein bisschen unterschätzt wird, finde ich, der Günsel Ajuga in seinen Variationen. Er schreit immer erst “Hier!”, wenn er seine Blütenkerzen in die Luft streckt. Ansonsten verhält er sich eher vornehm zurückhaltend.
Natürlich! Was wäre der Frühlingsgarten ohne Vergissmeinnicht Myosotis.
Die Traubenhyazinthe Muscari haben schon den Zenit überschritten
Die Berg-Flockenblume Centaurea montana kommt auch jedes Jahr an allen möglichen Stellen zum Vorschein. Ich muss sie in Schach halten, indem ich sofort beim Abblühen die Pflanzen rausreiße. Im nächsten Jahr melden sich wieder mindestens genau so viele zurück.
Ich weiß, es ist noch etwas früh, aber das Wetter ist schon so mild, dass ich meine Schopflavendel Lavandula stoechas schon rausgestellt habe. Im Gegensatz zum normalen Lavendel sind sie nicht frosthart.
An der Treppe steht jetzt der Steinsame Lithospermum in Vollblüte. Er ist eine der wenigen Pflanzen mit sehr klarem Blau ohne Rotanteil. Leider kriegt meine Kamera das nicht so gut hin. Steinsame sollte an keiner trockenen und sonnigen Stelle fehlen. Er ist extrem robust und blüht zuverlässig.
Ganz blass aber trotzdem Blau. Der Rosmarin schmeckt nicht nur uns, sondern ist, wie alle Lippenblütler, auch eine tolle Bienenweide.
Das Immergrün Vinca liegt in den letzten Zügen. Seine Zeit ist für dieses Jahr vorbei. Und meine Zeit fürs Fotografieren auch. Es wird dunkel. Die “Blaue Stunde” bricht an.
Den ganzen Tag passte der Himmel zum Thema – strahlend blau. Und davor schwebten namensgerecht stundenlang die Wollschweber Bombyliidae in der Luft. Auffallend ist, dass sie aus mir unerfindlichen Gründen ihren Rüssel immer exakt nach Norden ausrichten, egal woher gerade der Wind weht. Ob das immer so ist? Oder nur hier? Egal. Ich mag die hübschen, plüschigen Brummer. Und nein, die haben keinen Stachel. Das ist bloß der Strohhalm to fly zum nächsten Nektarshop.
Bis bald
Hallo Claudia,
du hast ja eine Vielfalt an Blau in deinem Garten! Das Mauerzimbelkraut finde ich allerliebst, damit habe ich auch schon für unsere Mäuerchen geliebäugelt. Die Camassia mag ich auch sehr, aber bei uns verschwindet sie immer nach einer Blüte ganz schnell wieder. Nun ja, was für Menschen essbar ist, schmeckt den Wühlmäusen erst recht … Den Günsel habe ich eher als Blattschmuckstaude in dunkelrot, da macht er fast das ganze Jahr etwas her und die Blüten gibt’s noch obendrauf.
Liebe Grüße
Susanna
Hallo liebe Claudia,
ach, Blau ist doch die schönste Farbe. Deine Fotos inspirieren mich zu ein paar Einkäufen im Gartenmarkt.
Ganz liebe Grüße
Clara
Hab ich schon wieder was gelernt! Dass Schopflavendel nicht winterhart ist, wusste ich nicht. Habe erst kürzlich einen geschenkt bekommen. Aber mit dem Überwintern ist das bei mir immer so eine Sache… mal sehen.
Viele Grüße von
Margit