Küchengarten und gerettete Leben
Sonntagmorgen, Nebelsuppe überm Küchengarten und arschkalt. Von der versprochenen Sonne keine Spur.
Andere Seite … Auch nicht besser.
Macht aber erst mal nichts. Ich habe sowieso einige Bilder von gestern die gepostet werden wollen. Und bis ich mit diesem Beitrag fertig bin ist es draußen hoffentlich netter.
Der Küchengarten wird zusehends vom Herbst eingeholt. Die Gurken sind schon vor drei Wochen mehltaubesiedelt dem kalten Wetter erlegen, die Zucchini haben überlebt aber eine Blüh- und Fruchtpause eingelegt. Langsam erholen sie sich, seit das Wetter wieder besser geworden ist und kommen wieder in die Gänge. Damit hätte ich gar nicht mehr gerechnet.
Im Grundbeet standen Sämlinge von Steckrüben und Schnittkohl. Beide wollten überhaupt nicht wachsen. Ich habe sie jetzt ins Hochbeet an den Platz der Gurken gepflanzt. Eine ordentlich Hand Volldünger und mit ein wenig Glück wachsen sie doch noch bis zum ersten Frost zu etwas Brauchbarem heran.
Was mit dem Grundbeet los ist verstehe ich nicht. Alles was ich dort pflanze oder säe will nicht mal andeutungsweise wachsen, egal wie viel Kompost , Dünger, Kalk, Mulch dort ausgebracht werden, der Boden verdichtet sofort wieder. Ein seltsames Phänomen. Aber wir können nichts entdecken, auch aufgraben war nicht erleuchtend. Da es aber nur um ca. 1 m² Fläche geht mache ich mir weiter keinen Kopf. Ich schätze wir werden das Problem nächstes Jahr mittels Hochbeet lösen. Hauptsache die Jungpflanzen haben jetzt einen probaten Lebensraum.
Im Übrigen habe ich alle Beete mit Nachwuchs und mit Aussaaten jetzt auch wieder mit Vlies bedeckt. Ist nicht schön aber die Nächte sind schon kühl.
Die Buschbohnen haben sich auch ausgepowert und konnten raus. Dafür wurden an deren Stelle noch Aussaaten gemacht. Das geht jetzt besonders gut mit Kurztagspflanzen. Spinat ‘Matador’, Feldsalat ‘Baron’ sind ausgesät. Sie brauchen kurze Tage und lange Nächte um zu keimen. Kälte macht ihnen wenig aus. Aber sie keimen und wachsen mit Abdeckung schneller.
Immer ein wenig experimentell ist es, jetzt noch Pflücksalate direkt zu säen. Je nach dem wie das Wetter sich entwickelt kann das gut gehen – oder auch nicht. Ich hatte noch Reste von Saatbändern mit 3 verschiedenen Sorten. Mal sehen ob das noch was wird.
Dort wo die Hokkaidos standen bleibt jetzt eine Lücke. Dahinter, wo die Hacke liegt ist der besagte Streifen wo nichts wächst. Auf der anderen Seite stehen noch Erbsen und Stangenbohnen die zwar niedrig bleiben aber gerade anfangen zu blühen. Vielleicht bekomme ich hier ja noch eine kleine Ernte.
Das ist auch so ein Experiment. Weiße Trockenbohnen aus dem Supermarkt ins Beet geschmissen. Aber auch hier: Für Bohnen und Erbsen, die ja nun wirklich keine großen Ansprüche haben, sehr schlechtes Wachstum. Hochbeet muss her!
Das Beet am Haus ist dagegen fast zu üppig. Jetzt kann man streiten ob es Nutz- oder Zierpflanzen sind. Kapuzinerkresse ist schön und essbar. Gleiches gilt für die drei Sorten Amaranth mit ihren schönen Fruchtständen. Hier sind es jedoch keine reinen Ziersorten sondern Nutzpflanzen die eigentlich für die Samenernte gedacht sind. Ich finde sie trotzdem hübsch.
Dazwischen steht exakt eine überlebende Sonnenblume. Den Rest haben die Schnecken vertilgt. Die Gute ist jetzt ungefähr kniehoch und hat ein mikroskopisch kleines Blütenknöspchen. Überlebenswille ist alles.
Das gilt auch für meine einzige überlebende Dahlie. Die ‘Red Fox’ habe ich zwar auch im Herbst nicht ausgegraben, aber direkt an der Hauswand zu stehen hat ihr wohl das Leben gerettet.
Der Wein ‘Vanessa’ ist dieses Jahr eine echte Enttäuschung. Nicht weil er keine Trauben angesetzt hätte, im Gegenteil es war wieder reichlich. Jedoch liegt die Betonung auf WAR!
Noch nie haben sich Vögel und Wespen so über die Trauben her gemacht. Es ist so gut wie nichts übrig. Viele sind leere von Wespen ausgesaugte Hüllen. Andere sind von den Elstern geplündert worden, wobei diese auch jede Menge einfach abreißen. Der Boden ist bedeckt mit Trauben.
Ein paar einzelne Trauben sind noch übrig und glänzen in der Abendsonne. Sie werde ich heute pflücken, verlesen und zu Rosinen trocknen.
Spätnachmittags fallen dann die Spatzen in den Garten ein und holen sich Schädlinge aus den Pflanzen. Gute Arbeit Jungs und Mädels!
Ganz anders ging es auf der Rückseite des Hauses zu.
Mein Mann und ich saßen auf der Terrasse als irgend etwas gegen die Wohnzimmerscheibe knallte. Ich hatte aus dem Augenwinkel etwas fliegen gesehen, dass erst mal aussah wie ein Dreckklumpen. Wer wirft denn hier mit Dreck??? Schnell war klar, das war kein Dreck sondern ein Vogel.
Kontrollgang zum Beet unter besagtem Fenster. Ein Rotkehlchen hat die Scheibe nicht gesehen. Das ist schon sehr, sehr lange nicht mehr passiert. Da unten hockt es. Ich habe es eingefangen und rundum inspiziert. Flügel und Nacken sind glücklicherweise unverletzt. Es ist nur etwas durch den Wind wie es scheint und braucht Erholung. Vielleicht eine kleine Gehirnerschütterung. Ich kann mir natürlich nicht die Gelegenheit entgehen lassen schnell ein paar Fotos zu machen. So nah kommt man einem Rotkehlchen sonst nie.
Danach habe ich es in die Rotkehlchennisthilfe in Form eines alten Teekessels gesetzt, in den ich noch schnell eine Schicht trockenen Rasenschnitt gelegt habe. Hier kann es sich katzensicher ausruhen und erholen solange es will.
Eine Viertelstunde später sah es schon sichtlich erholt aus, die Augen waren wieder ganz geöffnet.
Noch eine Stunde später habe ich erneut kontrolliert. Da war es schon weg geflogen.
“Ich wünsche dir Glück und komm gut über den Winter!”
Zwischenzeitlich war ich in der Küche – Abendessen kochen. Da mein Sprouting Broccoli nicht gewillt ist Blüten anzusetzen, habe ich einfach seine Blätter zu Gemüse verarbeitet. Gekocht mit Speck, Eisbeinfleisch und Kartoffeln eine deftige Mahlzeit.
Auf dem letzten der Blätter die ich nach dem Waschen aus der Spüle fischte fühlte ich eine mehr als deutliche Schleimspur. Da kann doch Schnecke nicht weit sein. Na also, das ist sie doch, auf dem Rand der Spüle. Wie kann ein so winziges Schneckenbaby nur so sehr schleimen. Das war ihr Glück. Das Blatt konnten wir nicht essen – aber die Schnecke hat so überlebt. Sonst wäre dieser Winzling womöglich mit im Topf gelandet.
Die meisten Wassertropfen sind größer.
Mein Fingernagel auch. Das Gehäuse ist noch ganz transparent und man kann sehen wie der Schneckenkörper darin verläuft. Natürlich durfte sie danach wieder ins Freie. Aber nicht ins Gemüsebeet!
Zwei Überlebende solch gefährlicher Situationen ist eine gute Bilanz für einen Nachmittag, wie ich finde.
So, genug für heute. Wie ich schon vermutet habe kommt jetzt gerade die Sonne durch.
Gutes Timing!