Gloriosa – Schönheit und tödliches Gift
Wie ihr euch vielleicht erinnert, sind mir im März unverhofft Rhizome der Ruhmeskrone Gloriosa rothschildiana ins Haus geschneit.
Schon vor einigen Jahren hatte ich ein solches Rhizom angetrieben. Nachdem der Trieb ca. 60 cm hoch gewachsen war, glaubte eine Katze aus der Nachbarschaft mit der Triebspitze Katz und Maus spielen zu müssen und hat sie abgebrochen. Danach rührte sich an der Pflanze rein gar nichts mehr. Wie eingefroren stand sie den Rest des Sommers da. Die Wurzel verfaulte dann noch in zu feuchter Erde und das war es dann.
Danach habe ich mich ehrlich gesagt nicht mehr so recht getraut. Noch so eine Enttäuschung wollte ich nicht. Nun lagen da aber diese drei V-förmigen Gebilde. “Pflanz uns ein!” schienen sie leise aber eindringlich zu flüstern – ich streckte die Waffen.
Zuerst habe ich sie zusammen in einen 20 cm großen Plastiktopf gepflanzt. In ein lockeres Gemisch aus halb Anzucht- und halb Blumenerde und somit reduzierter Nährstoffkonzentration. Dieser Topf stand dann im Gewächshaus und wurde nur vorsichtig gegossen bis sich erste Triebspitzen zeigten. Das hat ca. drei Wochen gedauert. Danach ging das Wachstum dann sehr schnell voran. Drei Bambusstäbe sollten als Stütze dienen. Im Mai war aber klar, dass die eben so wenig ausreichen werden wie der Topf für das Wurzelvolumen. Dafür waren inzwischen die Nächte warm genug um einen Auszug aus dem Gewächshaus zu wagen.
In einen großen, breiten Blumenkasten habe ich sie umgepflanzt und ihnen ein großzügiges Spalier aus Bambusstäben gebaut. Die Rankhilfen sollten nicht zu dick sein, denn die Gloriosa hält sich mit den Spitzen ihrer Blätter fest.
Wie kleine Händchen wirken sie wenn sie sich festklammern.
In der zweiten Junihälfte dann endlich erste winzige Blütenknospen an der größten Pflanze. Übrigens haben die Pflanzen drei Größen die jeweils den Größen der Rhizome entsprechen. Das größte Rhizom bildet auch die kräftigsten Triebe und blüht am Stärksten.
Nach und nach wurden die Knospen größer bis sich die erste an der Spitze leicht öffnete.
Dann sprang sie auf und die Blütenblätter wurden sichtbar …
… die sich zuerst waagerecht ausbreiten.
Spätestens jetzt ist klar, dass es sich um eine kletternde Lilie handelt – die einzige überhaupt.
Danach biegen sich die Petalen immer weiter nach oben, bis sich die Spitzen fast berühren …
… und dann sogar leicht überlappen. Die Entfaltung der Blüten geht langsam und über mehrere Tage vonstatten. Aber das Warten lohnt sich. Denn wenn die Ruhmeskrone endlich ihre Krone trägt die wie aus Flammen zusammen gesetzt scheint, ist sie ein großartiger Anblick.
Wenn sie erst mal in Schwung gekommen ist trägt sie viele, viele Kronen und blüht beständig bis in den September. Bei mir steht sie am Rand des Pools und verbreitet vom Wasser aus gesehen Karibikfeeling.
Im September wird die Gloriosa nach und nach gelb werden bis irgendwann alle Triebe abgestorben sind. Dann wird alles über der Erde abgeschnitten und der Kasten nicht mehr gegossen. Mit abgetrockneter Erde verschwindet er im Keller wo er trocken überwintert.
Im nächsten Frühjahr holt man dann die Rhizome aus der Erde, teilt Nebenrhizome die sich gebildet haben ab, und topft alle wieder in frische Erde um sie bei ca. 20°C neu an zu treiben. Da die alten Rhizome wieder gewachsen sind werden die Pflanzen immer schöner und blütenreicher, und die Nachkommen sind auch gesichert.
Einen Wehmutstropfen gibt es allerdings: Die Gloriosa ist in allen Teilen sehr, sehr giftig! Denn sie gehört zwar zur Familie der Liliales (lilienartige Gewächse) aber auch zur Familie der Colchicaceae (Zeitlosengewächse) und sie trägt das gleiche tödliche Gift wie ihre Verwandte die Herbstzeitlose Colchicum autumnale. Nichts desto Trotz werden Gloriosablüten auch als Schnittblumen gehandelt – vorsicht mit dem Vasenwasser!
Wer kleine Kinder hat sollte auf Gloriosa lieber verzichten. Schwangere sollten nicht damit in Berührung kommen, da das Gift die Zellteilung beeinflusst und schon in geringen Dosen wirkt. Für alle gilt: Bei Schnittmaßnahmen lieber Handschuhe tragen und den Kontakt mit dem Pflanzensaft vermeiden.
Wer das beachtet kann diese prachtvollen Pflanzen in vollen Zügen genießen.