Morgens Krach, abends blau
Ich wurde von Krach geweckt. Nun ja, Krach soll es ja ab und zu mal geben, aber doch nicht an der Fassade, obendrein im ersten Stock zwischen den Fenstern und schon gar nicht sonntags bei Sonnenaufgang.
Also nichts wie raus aus dem warmen Bett, rüber ins Arbeitszimmer um Mann nicht zu wecken und gucken was da los ist. Die Spatzenkolonie war aufgescheucht und schwebte laut zeternd vor der Fassade – immer mit Blick zur Wand. Irgend ein komisches Scharren war zu hören. Ich verbiege mir den Hals am Fenster. Blöd, dass jetzt im Winter alle Pflanzen wieder drinnen stehen und das Fenster sich nicht so ohne weiteres öffnen lässt. Dann sehe ich etwas huschen und traue meinen Augen nicht. Wo ist die Kamera? In der Küche… Mein Handy ist aber griffbereit.
Seht ihr es? Ein letzter tapferer Spatz steht noch wie ein Kolibri in der Luft und beäugt skeptisch den “Feind”.
Der Fassadenkletterer ist ein Eichhörnchen. Von was hat es sich bloß hier herauf locken lassen?
Der Tag versprach ganz schön zu werden. Jedenfalls kam die Sonne raus und ließ die letzten verdorrten Blätter am Ahorn leuchten.
Lange dauerte es aber nicht an und es wurde wieder grau. Und die nächste Kletteraktion stand an. Diesmal die Katze im Flieder. Da sie auf einem nach hinten laufenden kurzen Ast saß, schien sie förmlich zu schweben. Leider reichte der Zoom am Handy nicht aus um die Mietze scharf zu stellen. Mietze schien es trotzdem gemerkt zu haben, denn sie drehte würdevoll den Kopf in meine Richtung.
Abends bei einem kurzen Rundgang durch den Garten fand ich noch an ganz ungewohnter Stelle noch eine Borretschpflanze die sich neben dem Wasserfass ausgesät hat. Und siehe da – sie blüht. Jetzt im November nicht unbedingt die übliche Blütezeit. Inzwischen war die “Blaue Stunde” angebrochen. Unglaublich wie die himmelblauen Blüten im Dämmerlicht leuchten.