Outtakes aus dem Garten
Manchmal gibt es gar nichts Großartiges zu berichten. Nichts, worüber man einen ganzen Artikel schreiben möchte oder kann. Manchmal sind es nur ein paar lustige Kleinigkeiten, die für Erheiterung sorgen. Outtakes sozusagen.
Davon passieren auch mal welche im Garten. Manchmal lege ich mich auch einfach selbst herein. Ein paar gesammelte Outtakes habe ich heute für euch.
Stellt euch vor, es ist Frühling, langsam fängt es überall an zu sprießen. Ihr seid im Dauerstress, so viel ist jetzt zu tun. Ihr rennt ständig zwischen Garten und Vorgarten hin und her. Dann Vollbremsung. Ich schaue vor der Haustür auf den Boden und denke, ich bin im falschen Film. Und zwar in einem der Ü18 – Filme.
Langsam steigt Wut hoch. Welcher ekelhafte Widerling wirft mir Kondome vor die Tür? Schlimmstenfalls benutzt. Das kann doch nicht wahr sein. Ich in die Küche und einen halbem Meter Küchenrolle geschnappt. Raus und mit angeekeltem Gesichtsausdruck in die Knie, um dieses fiese Relikt zu entfernen.
Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, das ist nicht BillyBoy, sondern Peziza ein Becherling – ergo ein ganz harmloser Pilz. Der ist neu bei uns. Und optisch auf den ersten Blick – also, da kann man ja auf die Schnelle schon mal falsch liegen, ne.
Da ist man mal ein paar Tage nicht zu Hause und lässt Mann alleine. Als ich zurück war und in mein Büro komme, wundere ich mich über seltsame Geräusche. Was ist das? So eine Art Knistern. Dann wieder Ruhe. Dann ein gaaanz leises Piepen. Ganz vorsichtig pirsche ich mich an. Och nööö!
Ehemann, komm her und entdecke den Fehler. Ganz, genau! Falsche Seite des Fensters. Wann genau hast du zuletzt gelüftet? Heute Morgen? Na wenigstens war die Gefangenschaft nur kurz. Nichts wie raus mit dir kleine Blaumeise.
Einige Zeit später nächster Fail: Ich war unterwegs und musste noch schnell in den Drogeriemarkt. Dort sehe ich per Zufall Pakete mit Kerzen. Großpakete mit hellgrauen Stabkerzen, die Idealbesetzung für meine Terrassenleuchter. Sonst habe ich immer die Weißen vom Schweden, die trotzen eigentlich jeder Witterung. Aber ich wollte mal kein Weiß. Ich wollte Grau. Also gekauft.
Zu Hause angekommen, alle Kerzenhalter und den Kronleuchter – ihr wisst schon, den hier – mit neuen Kerzen bestückt. Sah super aus. So hatte ich mir das vorgestellt.
Aber nicht lange. Na ja, vielleicht habe ich zu billig gekauft? Nächster Tag. Seht selbst. Alle, aber auch alle, haben sich der Gravitation ergeben. Ich war nur sehr mäßig begeistert. Das habe ich so noch mit keinen Kerzen erlebt.
Dann stellte sich mir irgendwie automatisch die Frage: “Hilft es vielleicht, wenn ich die mit Viagra gieße?” Vielleicht. Aber dann werden es doch seeehr teure Kerzen. Dann lieber wieder die Weißen; auch wenns ein bisschen langweilig ist.
Dann hatte ich mal wieder das typische “Claudia-läuft-die-Zeit-davon”- Problem. Es sollte eigentlich ein Artikel zum Holunder werden. Der ist dieses Jahr richtiggehend explodiert. Der schöne ‘Black Lace’ war übervoll mit seinen rosa Blütendolden. Und die Blattläuse haben ihn dieses Jahr auch verschont. Ich habe so gerade noch die Kurve bekommen, mir einen Korb voll Blüten zu pflücken. Die sollten gedörrt werden, um im Winter für Tee genutzt zu werden. Besonders bei Erkältungen ist er toll. Gesagt, getan.
Die groben Rippen alle schön entfernen, die Blüten kommen dann gut verteilt ins Dörrgerät. Jedoch brauchten sie länger als gedacht zum Trocknen. Die angegebenen 3-4 Stunden bei 40C° sind ein Witz. Zumindest für die Stiele stimmt das Doppelte schon eher. Auch die Temperatur kann getrost auf 50°C hochgehen.
Zurück bleibt eine schöne schmierige Schicht aus Blütenstaub auf allem. Sehr lecker. Aber so muss das sein. Nur wenn ordentlich Blütenstaub im Holunder ist, gibt es was Leckeres. Denn darin sitzt der Geschmack. Wobei ich verstehen kann, dass Allergiker bei dem Anblick Panik oder Schüttelfrost kriegen. Also keinesfalls die Blüten waschen und nicht nach Regen ernten. Und genau der machte mir dann einen Strich durch die Rechnung.
Was ich an dem Tag vergessen hatte, war auch den Strauch, die Blüten am Strauch usw. zu fotografieren. Wieder typisch. Abends spät fiel es mir ein – zu spät. Ein gewaltiges Gewitter mit stundenlangem Platzregen hat dem Holunder die Blüten zerdeppert und die Äste hingen herab wie begossene Pudelohren. Schluss mit fotogen. Dabei hat er so schön ausgesehen.
Was bleibt, ist statt eines Artikels, ein Foto mit einem Glas getrockneter Holunderblüten. Nicht wirklich ein Trost.
Vielleicht nächstes Jahr. Grummel.
Ach ja – ohne Worte:
Bis bald
Hallo Claudia,
solche Pannen wie mit dem Foto vom Holunder passieren mir leider auch öfter. Da sieht eine Pflanze heute noch so toll aus, aber gerade habe ich anderes vor, als sie zum Fotoshooting einzuladen. Und wenn ich wieder daran denke, ist der Lack ab! Also hoffen, woanders noch ein schönes Exemplar zu entdecken oder warten bis zum nächsten Jahr …
Die Erfahrung mit den Kerzen, die im Sommer dahinschmelzen, habe ich auch schon gemacht. Ob es überhaupt welche gibt, die der Sonneneinstrahlung auf unserer Südwestterrasse mit Glasdach standhalten?
Liebe Grüße
Susanna
Hallo Claudia,
ich habe eine Frage zu deinem Black Lace Hollunder, hast du aus den Blüten schon mal Sirup gemacht? Falls ja, ist er rosa?
Ich habe auch einen Black Lace, im 2. Standjahr und hab den Zeitpunkt heuer verpasst.
liebe Grüße
Stefanie
Hallo Stefanie,
nein, habe ich noch nicht, da ich noch genug Vorrat vom normalen Holunder im Keller habe; das Zeug ist ja ewig haltbar. Aber tatsächlich drängt sich die Frage regelrecht auf. Auch mir. Ich kann es mir gut vorstellen, denn die Blütenstiele werden ja mit ausgezogen bei der Herstellung von Sirup.
Am Ende bleibt uns nur ein Versuch – nächstes Jahr vielleicht. Da fällt mir spontan auch Rosé Holundersekt ein.
Aktuell warte ich auf die Beeren für Marmelade. Letztes Jahr wollten sie nicht wirklich ausreifen. Das lag wohl am verregneten Sommer. Ich hoffe, dieses Jahr wird das was.
Viele Grüße
Claudia