Die letzte Nacht des April. Heute Nacht werden die Hexen auf dem Blockberg tanzen, und die anderen eher das Parkett unsicher machen. Aber ab morden ist Mai und die Wetteraussichten sind endlich gut. Das habe ich zum Anlass genommen, mich um die Kräuter zu kümmern.

Ich habe schon länger hin und her überlegt. Ein weiteres Hochbeet? Oder ein Kräuterbeet, ähnlich einer Kräuterspirale, nur nicht in rund? Alles nur so semi überzeugend. Ich wollte auf jeden Fall die Kräuter, die ich oft brauche, in Nähe der Küche haben, um schnell in paar abschneiden zu können; auch bei Dreckswetter. Da war noch ein Plätzchen im Gemüsegarten frei. Auf Schrauben und Sägen hatte ich auch mal wieder Lust. Ein Tisch war die Lösung.

Im Garten stand noch eine Einwegpalette von einer Lieferung im November herum. Im Keller fand sich noch ein Satz ausrangierte Metall-Tischbeine. Aber die höheren mit 8o cm.

Die Palette wurde längs mittels Säge auf vier Bretter verschmälert. Die abgeschrappten, silbernen Tischbeine bekamen eine Behandlung mit Reiniger und danach mit Sprühlack mattschwarz. Was für ein Unterschied. Ich nehme übrigens gerne Autolacke. Die sind wetterfest und in einer unendlichen Farbpalette zu bekommen. Außerdem billiger und haben meistens gute Sprühköpfe. Bei Bastellacken ist das leider nicht immer der Fall.

Aber zurück zum Tisch. Sechzehn vermessingte Holzschrauben (4 x 40 mm) später, vorbohren ist nicht nötig, war mein Tisch fertig. Ab nach vorne, in den Küchengarten. Hier steht er nun vor der Hecke, die einen schönen Hintergrund bildet, und in Duftnähe zur Bank.

Hier passt jetzt eine schöne Auswahl hin. Gut, dass ich gestern aus meiner Lieblingsgärtnerei noch ein paar neue mitgebracht habe.

Liebstöckel.

Davor Französischer Estragon. Also der leckere, nicht der derbe russische, dem die feine Anisnote fehlt. Allerdings ist dieser nicht wirklich zuverlässig winterfest. Im Topf ist er also besser aufgehoben und kann dann im Gewächshaus überwintern. Er ist übrigens nur über Stecklinge vermehrbar. Dahinter ein Eucalyptus ‘Baby Blue’. Der bleibt mit drei Metern Endhöhe wesentlich kleiner als sein großwüchsiger verwandter Eucalyptus gunnii. Winterhärte bis 10°C. Also lieber im Topf, später im Kübel, halten und geschützt aber hell überwintern.

Weiter geht es mit Afrikanischem Strauchbasilikum (Ja, ich weiß, ganz schön mutig, falls noch eine kalte Nacht kommt. Aber in der Gärtnerei standen sie auch schon draußen.) vorne in der Schale steht Bergbohnenkraut und daneben Etagenknoblauch, der sich im Erdbeerbeet zu breit gemacht hatte. Ich benutze die Blätter gerne wie Schnittknoblauch, wenn der Bärlauch durch ist. Falls er trotzdem Brutzwiebelchen macht, will ich dieses Jahr einmal versuchen sie in Essig einzumachen.

Unter dem Tisch und im Halbschatten stehen die Minzen. Die türkische Naneminze hat schon kräftig getrieben. Die Marokkanische Teeminze ist noch ein wenig zögerlich. Am Anfang des Frühlings halte ich sie immer erst für tot. Aber ich habe mir inzwischen angewöhnt, sie einfach stehenzulassen. Sie kommt spät, aber sie kommt. Wer jetzt schreit: “Bei mir wächst sie aber auch so früh!” Ja, kann durchaus sein. Meine Minze habe ich von einer früheren Nachbarin geschenkt bekommen, die sie aus ihrer Heimat mitgebracht hat. Und die Pflanzen sind demzufolge an das Klima Marokkos angepasst, und tun sich mit unseren Wintern auch nach all den Jahren immer noch ein bisschen schwer. Beide Minzesorten sind übrigens mentholfrei. Was mir wichtig ist, weil mein Magen das gar nicht verträgt.

Die Gießkanne wird vielleicht noch diesen Sommer durchhalten, bevor der Boden sich endgültig dem Rost ergibt. Die Vergissmeinnicht säen sich übrigens jedes Jahr von selbst aus und erobern den Garten, wo immer ich sie lasse.

Ok, der Silberregen Dichondra argentea ist nicht essbar. Aber ein wenig hübsch darf ja auch sein. Der wird sich dann hoffentlich bald elegant über die Tischkante fallen lassen. Also, nur die Ranken bitte, nicht der ganz Topf.

Diese Laterne habe ich einmal vor vielen Jahren im Müllcontainer auf dem Friedhof gefunden. Ich fand sie zu hübsch für den Müll. Sie hat ein LED-Teelicht bekommen, und darf nach Einbruch der Dunkelheit für vier Stunden leuchten. Dazu eine alte, spanische Öllampe und eine Schale mit Deckel.

So wurde der freie Platz nicht nur praktisch, sondern auch hübsch ausgenutzt. Ich werde bestimmt noch einige Male herumräumen, wenn weiter Kräuter dazu kommen oder mir noch etwas einfällt. Vielleicht noch ein kleines Regal aus Metall? Wer weiß.

Den Blick vom Küchenfenster zum Kräutertisch finde ich jetzt auch sehr nett. Besonders, wenn die Sonne scheint.

Ach übrigens: Heute Morgen zog ein wohlbekannter Duft beim Lüften durchs offene Fenster. Zu sehen war erst einmal nichts. Nein, keine Kräuter. Die erste Rosenblüte war ganz versteckt an der Hauswand verborgen und, weil eingeklemmt, auch nicht gerade die Schönste. Trotzdem, die erste Rose des Jahres ist immer etwas Besonderes. Ich habe sie in eine Vase gestellt, damit man sie sieht und der Duft mein Büro erfüllt.