Rheinspaziergang
Vorgestern habe ich mich nach langer Zeit mal wieder zu einem Spaziergang zum Rhein und in den Rheinpark aufgemacht. Mich lockten die Meldungen zum Rekordniedrigwasser.
Ein Blick aus dem Fenster – trocken. Kein Regen aber grau und windig.
Also Kamera schnappen, Tasche packen und auf an den Rhein.
Zuerst muss ich durch den Rheinpark. Der sieht stellenweise schon sehr kahl aus. Die Gärtner leeren die Sommerbeete. Was übrig bleibt sind kahle Felder.
Im Vorbeigehen grüße ich freundlich die Gärtner. Einer der Herren kommt dann gleich freudestrahlend auf mich zu und meint: “Nehmen Sie sich Pflanzen so viel Sie wollen. Die sind alle mehrjährig. Die kommen wieder.” Ich gucke verblüfft. Vor mir liegt ein Pflanzenberg – ca. 1 Meter hoch, 1 Meter breit und 5 Meter lang – mindestens. Lauter Geranien, Verbenen und Kapmargeriten, dazu etwas mit großen gelben Blüten von dem ich noch nicht weiß was es ist.
Ich mache mit meinen Armen eine hilflose Geste – kein Auto, keine Tasche. keinen LKW. Er denkt nach…”Plastiktüten hammer nicht. Aber kommen Sie doch morgen wieder. Dann leeren wir all die Beet da drüben!” Morgen kann ich leider nicht schon wieder kommen. Dann fällt mit ein, dass ich noch einen Stoffbeutel im Bodensatz meiner Kameratasche habe. Für alle Fälle. Jetzt ist so ein Fall.
Ein paar Pflanzen packe ich ein. Der Gärtner freut sich, auch wenn es ihm eigentlich viel zu wenige sind. Ich fummel mir noch ein paar Tagetessamen ab. Aber dann bedanke ich mich und gehe weiter. Fünf Kubikmeter Pflanzen kann ich dann doch nicht vor dem Kompost retten. Außerdem habe ich noch was vor. Die eine Tasche mit zu schleppen reicht mir schon.
Ich mache eine kurze Pause an einer ganz besonderen Wanddeko. Ich habe euch ein Video mit gebracht. Schaut es euch an:
https://youtu.be/tBMAGVHzd70
Weiter ging es zum großen Wasserbecken. Da tummeln sich jetzt wie an vielen Stellen im Park Kanadagänse.
“Und ich bin ja wohl ganz eindeutig the Kind of the Gänsehorde. Jawoll! Das musste mal gesagt werden.”
Jetzt aber endlich runter zum Rheinufer. Dort wurden inzwischen überall Rettungsringe aufgestellt. Immer wieder schwimmen Leute völlig unbedarft im Rhein als wär’s ein Plantschbecken. Und jedes Jahr ertrinken Menschen wegen ihres Leichtsinns, oder noch schlimmer, weil sie versuchen andere zu retten. Die Warnhinweise an den Rettungsringstationen werden allerdings auch geflissentlich ignoriert. Aber wenigstens könne Helfer jetzt Rettungsringe nutzen, statt gleich ihr eigenes Leben zu riskieren. Außerdem kann die Position bei Notrufen präzise angegeben werden. Ich war am Rheinkilometer 689,5.
Was ich dann vorfand, gleicht einer Geröllwüste. Nur damit kein Irrtum aufkommt: Das bessere Bächlein dort ist Europas größter Strom.
Die monatelange Dürre hat ihre Spuren hinterlassen. Heute wurde in der Innenstadt ein Wasserstand von 71cm Kölner Pegel (KP) gemessen wo sonst mehrere Meter tief das Wasser steht.
Die Zoobrücke führt nun stückweise über Land statt Wasser.
Aber auch in den Fluss rein ist es inzwischen ganz seicht. Viele Vögel scheinen auf Wasser zu stehen, dabei haben sie mal gerade einen cm unter der Wasserlinie das Flussbett unter den Füßen.
Man glaubt inzwischen den Rhein zu Fuß durchqueren zu können.
Da sollte man sich aber nicht täuschen. Zum anderen Ufer hin liegt die Fahrrinne für die Schifffahrt. Die ist ca. einen Meter tief ausgebaggert. Das heißt bei heutigem Pegelstand 1,71 m tief. Und Schiffe fahren auch immer noch. Wenn auch extrem wenige und nur mit einem Viertel der üblichen Ladung.
Parallel zum Ufer findet man immer wieder Ansammlungen von Muschelschalen in breiten Streifen. Das sind die Stellen, an denen das Wasser ein wenig länger verharrte bis es sich wieder ein Stück zurückzog. Ich konnte mir nicht verkneifen ein paar Handvoll mitzunehmen.
Ich gehe weiter im Flussbett Richtung Hohenzollernbrücke. Vereinzelte Krähen haben sich hier nieder gelassen um nach Muscheln zu fischen.
Habe ich “vereinzelte” gesagt? Das erinnert schon ein bisschen an Hitchcock.
Ein angeschwemmter Baumstamm direkt am Spülsaum kommt mir gerade recht, um eine kleine Pause zu machen. Und dann stellt sich raus, dass die Raben ganz schön dreist sind. Die rücken mir auf die Pelle. Er hier zum Beispiel.
Schade, dass es inzwischen so fies kalt geworden ist und so ein eisiger Wind durch das Flussbett weht. Sonst hätte ich auch ein Fußbad genommen.
Dann hat er aber auch genug und haut ab ….. dachte ich.
Dieser Stein ist doch viel besser und außerdem kann er mich von dort aus noch besser im Auge behalten. Ich ihn aber auch.
Auch ich habe jetzt genug. Es ist einfach zu ungemütlich geworden. Der Wind wurde immer stärker und kälter. Meine Ohren tun weh und die Nase läuft. Ab nach Hause.
Dazu muss ich wieder durch den Rheinpark. Zumindest ist es dort ein ganz klein wenig weniger windig als am Ufer. Diesen Vögeln ist das sowieso Wurscht.
Der Rheinpark hat übrigens schon so einige Auszeichnungen eingeheimst. Trotzt maroder Bausubstanz. Ich hoffe, das wird sich bald ändern.
Ein Stück weiter geht es in den subtropischen Bereich. Irgendwie widersprechen sich jetzt mein Gefühlt und die Optik.
Und bei ihrem Anblick kriege ich Frostbeulen. Kann ihr mal bitte jemand einen Mantel bringen!?
Jetzt muss ich nur noch mal ein Stück am Rheinufer entlang zum Bahnhof. Dabei komme ich am Fähranleger vorbei. Da wird jedoch so schnell keine Fähre mehr anlegen.
Aber jetzt endlich ab nach Hause ins Warme zu kuscheligem Sofa und heißem Kaffee. Ich habe genug für heute.
Bis bald
Unglaublich, wie wenig Wasser der Rhein hat. Es hat aber auch schon ewig nicht mehr richtig geregnet. Dafür ist unsere Isar eigentlich noch recht voll!
Viele Grüße von
Margit
Ein wirklich sehr ungewöhnlicher Herbstspaziergang 😉
Schade finde ich, dass die Beete nun bis zum Frühjahr brach liegen und im nächsten Jahr wieder mit Wegwerfpflanzen bestückt werden. Was für eine Energie- & Materialverschwendung – auch wenn diese Art wohl mehr Arbeitsplätze schafft. Mehrjährige gemischte Zwiebel- & Staudenbeete wären zwar auch pflegeintensiv, aber dann gäbe es wenigsten auch eine Winterstruktur. Doch bis das Umdenken auch dort stattfindet, wird es wohl noch dauern …
VG Silke
Die Beete werden in den nächsten Wochen mit Zwiebelblumen fürs Frühjahr vorbereitet. Die Bepflanzung wechselt 2x im Jahr nach Art der klassischen Teppichbeete. Aber nur in einem kleinen Bereich unterhalb der Caféterrasse. Vorbild waren hier die barocken Schlossgärten. Die meisten Beete des weitläufigen ehemaligen BuGa-Geländes haben jedoch Dauerbepflanzungen.
Viele Grüße
Claudia