Vögel im Schornstein
Sorry! Ich muss jetzt mal jammern, aber so langsam packt mich wirklich der Frust. Der ewige Regen schlägt mit aufs Gemüt. Der Garten ist triefnass und die ersten Blüten gammeln vor sich hin. Langsam ist es wirklich genug.
Ich brauche dringenst ein paar trockene Tage um den Garten auf Vordermann zu bringen und alles zu pflanzen was noch auf Halde liegt. Freilandsaaten von verschiedenen Mohnsorten, die während der anhaltenden Dürre wie Blei im Boden lagen und nicht keimen wollten, müssen neu gesät werden. In dem triefenden Matsch geht aber nun mal gar nichts.
Von dem Wetter völlig unbeeindruckt scheinen allerdings die Amseln zu sein. Mal einen halben Tag nicht im Garten gewesen schon haben sie neben der Hintertür wieder ein Nest in die Kletterrose gebaut.
Aber nicht nur dort. Heute ist die Wartung der Heizungsanlage gemacht worden. Dabei hat der Techniker Gepiepse im Kamin gehört. Er hat sich dann meinen Handspiegel geliehen und den Kamin genauer betrachtet. Tatsächlich befindet sich in Höhe des Spitzbodens ein Amselnest mit mindestens zwei Jungvögeln. Nur gut, dass es ein unbelegter Strang ist, denn sonst hätte der Schornsteinfeger das Nest entfernen müssen. Das wäre tödlich für die Jungen gewesen, hätte aber uns vor einer Kohlenmonoxyd-Vergiftung gerettet.
Logischerweise auch völlig von Regen und Kälte unbeeindruckt, sind die Tomaten im Gewächshaus. Klar, das ist ja der einzige wirklich gemütliche Platz im Garten. Die haben ordentlich zugelegt und zum Teil schon erste Blütenknospen.
Weitaus zögerlicher entwickeln sich die Paprikas und Chilis. Aber was nicht ist… Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Das Geißblatt Lonicera x heckrotii am Gartenhaus blüht. Ich finde diese Farbmischung aus Pink und Orange toll. Von dem betörenden Duft bekommen wir leider gar nichts mit, denn Geißblätter duften erst ab Einbruch der Dunkelheit um Nachtfalter zur Bestäubung anzulocken. Momentan will aber keiner von uns abends vor die Tür. Viel zu ungemütlich.
Über dem Sitzplatz hinter dem Gewächshaus blüht zu Zeit der Rote Perückenstrauch Cotinus coggygria ‘Royal Purple’.
Den habe ich vor ein paar Jahren von meiner Familie, statt Blumenstrauß, zum Geburtstag bekommen. Die Idee fand ich ausgesprochen gut. Das satte Weinrot der Blätter in Kombination mit dem cremegelb der langen Blütenrispen und dem altrosé der Stiele hat was. Ich hoffe ich kann in den nächsten Tagen mal darunter sitzen und Kaffee trinken.
Dahinter sieht man die Ranken eines Blauregens Wisteria sinensis. Die hatte ich lange Jahre ohne auch nur eine einzige Blüte – trotz jährlichem vrschriftsmäßigem Rückschnitt. Dann habe ich sie ausgegraben. Eine Bekannte hat sie mit Kusshand genommen. Aber auf der anderen Seite des Zauns muss noch eine Wurzel im Boden zurück geblieben sein. Jetzt wächst das Ding wieder durch den Sichtschutz. In Ordnung, wer so stur ist darf bleiben – auch ohne Blüten. Die Ranken sind ja auch ganz hübsch. Nur muss ich eisern die Zähne zusammenbeißen, wenn Besucher mal wieder begeistert ausrufen: “Eine Wisterie! Wie schöööön! Das muss ja toll aussehen wenn sie blüht.” …Hhhmmmm…räusper….
Dieses Beet hinter dem oberen Teich gefällt mir momentan besonders gut. Das Blau des Österreichischen Ehrenpreis Veronica austriaca lässt die Rottöne von Rose und Heuchera so richtig zur Geltung kommen. Der Japanisch Ahorn links unten im Bild, will aber nicht so recht. Ob das noch mal was wird?
Das Goldtröpfchen Chiastophyllum oppositifolium mag ich – auch wenn es Gelb ist. Diese über dem Laub stehenden, überhängenden Rispen sind entzückend.
Die Überwinterung im Gewächshaus hat meinen Kübelpflanzen sichtlich gut getan. Der Veilchenstrauch Iochroma hat den Winter jedenfalls gut überstanden und blüht bereits.
Ebenso die Zitronenpelargonie. Von Pelargonium odoratissimum gibt es eine riesige Auswahl an Duftnoten. Und diese stehen im Fokus. Die kleinen Blütchen sind eher eine Zugabe aber ich mag sie so klein und zart. Die großen, knalligen Blüten der normalen Balkonkasten-Geranien sind nicht mein Ding. Man möge es mir verzeihen.