Traubenschwemme im Saftladen
Erinnert ihr euch noch an dieses Foto?
Trauben in Massen hingen von der Pergola. Da war schon absehbar, dass es einiger Arbeit und Zeit bedarf um diese Mengen irgendwie zu verarbeiten.
Gestern war es dann so weit. Die Traubenernte war fällig. Und es wurde höchste Zeit. Seit Wochen hatten wir schon nach Bedarf Trauben zum Frischverzehr abgepflückt. Inzwischen hatten sie ausreichend Süße – mehr sollte nicht sein. Die Süße war inzwischen aber auch den Wespen in die Nase gestiegen, und ganze Schwärme versammelten sich, um die Beeren leer zu saugen. Dann hängen nur noch leere Fruchthüllen zwischen den Beeren. Das macht die Verarbeitung schwieriger, und schöner macht es die Trauben auch nicht.
Außerdem machte sich eine ganze Amselfamilie mehrmals täglich über unsere Ernte her. Das wäre im Prinzip auch nicht weiter schlimm gewesen – war ja genug da. Aber sie picken halt alles an, und lassen die Reste zum Vergammeln zurück. Kein feiner Zug, wenn man sich schon umsonst durchfrisst.
Es war also höchste Zeit für die Weinlese. Wobei Weinlese nicht ganz korrekt ist. Denn nach dem Fiasko vom letzten Jahr ist Weinmachen wirklich ganz aus meinem Augenmerk verschwunden. Aber Traubensaft sollte gehen. Vorher wurden aber die schönsten Trauben vorsichtig aussortiert. Ein Korb voll ging an die Nachbarn, ein paar Kilo wurden fein säuberlich von den Rispen gezupft und eingefroren. Als Kuchenbelag sind Trauben nämlich sehr lecker. Der große Rest stand nach einer Stunde Leiter klettern in der Küche und wartete auf Verarbeitung.
Ich weiß, irgendwer wird jetzt fragen wie viele Kilo es denn waren. Antwort: Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal. Mengenbestimmungen incl. Abfragen der Konkurrenz ist ein Männerding (wer hat den Größten) – ich bin kein Mann.
Nun hieß es, aus den Trauben Saft zu machen. Erst mal haben mein Mann und ich die Beeren von den Stielen gefummelt. Dann hatte ich es mir so schön einfach vorgestellt, die Dinger einfach durch den Zentrifugalensafter zu jagen, den Saft erhitzen, abfüllen, fertig. Nach zwei Kilo “entsafteter” Beeren, war abzusehen, dass aus all den vielen Kilos am Ende ca. eine Flasche Saft wird. Dafür war der Trester eher nasser Traubenbrei. Nicht, dass ich nicht noch einen zweiten Entsafter als Zubehör meiner Küchenmaschine hätte. Also zusammengebaut, die nächsten 2 Kilo Beeren entsaftet – das Ergebnis blieb sich gleich. Inzwischen sah die Küche schon aus, als hätte ich ein Schwein geschlachtet. Fotos von dem Massaker erspare ich euch. Bevor jemand fragt – nein, ich habe keinen Dampfentsafter.
Ergo habe ich meine beiden Riesenkochtöpfe zu Saftkesseln erkoren. Dann alle Trauben durch den größeren Entsafter gejagt und das bisschen Saft und den Traubentrestermatsch in die Pötte gekippt. Noch ein paar Liter Wasser (ca. 3 Teile Saft auf ein Teil Wasser) dazu, damit der Saft nicht zu sehr konzentriert, und unter Zugabe von etwas Zitronensäure zur Stabilisierung der Farbe und Abrundung der Süße bis knapp unter den Siedepunkt aufgekocht.
Nun musste das Ganze auch noch abgefiltert werden. Aber wie? Und wo rein? So eine Riesenschüssel habe ich doch gar nicht. Blick bleibt an einer Ikea-Plastikbox hängen in der ich normalerweise meine Nudelvorräte aufbewahre. Nudeln raus, Box spülen, auf den Küchenstuhl stellen. Dann einem rechteckigen Metallsieb eine Holzlatte durch die Henkel schieben, auf die Box hängen. In das Sieb ein Passiertuch legen.
Hat funktioniert. Die heiße Traubenpampe konnte ich so wunderbar abfiltern, den Rest ausdrücken, und es ging so schnell, dass der Saft sogar noch heiß genug war, um ihn sofort in gespülte Flaschen abzufüllen. Nach vier Stunden Arbeit habe ich am Ende 10,2 Liter Traubensaft – damit die Jungs doch noch eine Zahl kriegen.
Der Krug vorne kam über Nacht in den Kühlschrank und eben wurde verkostet.
LECKER!!!
Stellt sich am Ende die Frage ob sich der ganze Aufwand überhaupt lohnt. Ich finde ja. Erstens kommen die meisten Trauben im Supermarkt vom anderen Ende der Welt. Tafeltrauben werden hier so gut wie gar nicht angebaut. Zweitens sind diese Importtrauben sehr lange haltbar – was für Trauben echt nicht normal ist. Sie sind also gespritz bis zum Gehtnichtmehr. Die esse ich schon nicht. Wenn ich mir jetzt noch angucke was da alles noch rein kommt wenn sie im (allerbestenfalls) Erzeugerland zu Saftkonzentrat verarbeitet werden, dann um die halbe Welt gekarrt, um dann wieder mit Wasser verdünnt abgefüllt zu werden, nur um dann erneut durch die Welt zu düsen. Nein danke.
Da finde ich einmal im Jahr ein paar Stunden Arbeit, um meine eigenen leckeren Trauben zu verarbeiten wirklich nicht zu viel.
Kleiner Spoiler: Morgen gibt es ein Rezept für Traubenkuchen.
Bis bald
Hallo, ich bin auch mitten in der Traubensaftproduktion – allerdings mit dem guten alten Dampfentsafter…
Ich finde auch, dass der Aufwand auf jeden Fall lohnt – Biosaft aus Biotrauben – wir wissen, was wir trinken und schon alleine deshalb schmeckt es tausendmal besser, oder ? ;-).
Viel Spaß weiterhin mit den Trauben und dem Saft – bin gespannt auf das Traubenkuchenrezept – denn alle Trauben können einfach nicht gegessen oder versaftet werden ;-). LG Birthe
Hallo Birthe,
natürlich! Selbst gemacht aus dem eigenen Garten schmeckt immer besser. Nicht nur uns, sondern auch denen die etwas davon ab bekommen.
Das Rezept ist online. Viel Spaß beim Nachbacken und guten Hunger.
Viel Grüße
Claudia
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