Erntezeit und Vorräte anlegen
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Es ist Erntezeit. Zu keiner Zeit gibt der Garten mehr her als im Spätsommer und Frühherbst. Noch ist das Wetter nicht fies genug, um die Pflanzen zu killen, aber es ist auch nicht mehr zu heiß und trocken. Das bedeutet auch Ernteüberschuss. Der will natürlich irgendwie haltbar gemacht werden. Vorräte anzulegen ist nicht die schlechteste Idee in unserer momentanen Zeit.
Mal eben einkaufen fahren ist bei diesen Spritpreisen schmerzhaft. Energiekosten sind höher, wenn man jedes Mal alles frisch kocht. Besonders bei langwierigen Gerichten wie z.B. Eintöpfen, Braten oder Gulasch. Eine große Menge kochen und Portionen dann nur noch schnell heiß machen ist viel sparsamer. Eingekochtes frisst bei der Lagerung keinen Strom. Und nebenbei ist es ausgesprochen praktisch und schmeckt viel besser, wenn man nach der Arbeit in ein paar Minuten eine ordentliche Mahlzeit auf dem Tisch hat, statt der ewigen TK-Pizza vom Discounter. Ist ja auch viel gesünder. Aber das nur am Rande.
Es gibt alle möglichen Methoden und sie alle haben Vor- und Nachteile. Welche man für sich ganz persönlich passend findet, stellt sich schnell heraus.
Wer kein Trockenobst mag, dörrt keine Apfelscheiben. Wer kein Pflaumenkompott mag, sollte halt keines einkochen. Und wenn man keinen Apfelsaft mag, ist es völlig sinnfrei sich ein paar Zentner Fallobst zu Saft pressen zu lassen. Auch wenn es gerade noch so gehypt wird. Und im 3.OG den Räucherofen anschmeißen kommt vermutlich auch nicht gut. Am Ende ist immer der schlechteste Vorrat der, den keiner mag. Das gilt für alle Produkte und Konservierungsmethoden. Sie müssen gemocht werden und passen.
Ich bin gerade so richtig im Einkochwahn. Schuld sind eine gute Ernte, kein Platz mehr im Tiefkühler, ein Schnellkochtopf, mit dem das Ratzfatz geht, und stark verringerte Portionsmengen, wenn nur noch zwei Personen bekocht werden müssen. Ständig alles zwei oder gar drei Tage lang essen ist nicht so meine Welt. Mal ja, aber bitte nicht dauernd.
Aber dafür kann man ganz vieles zu Fertig- oder Halbfertiggerichten verarbeiten. Im Keller sammelt sich dann in überschaubarer Zeit ein ordentlicher Vorrat an. Und wenn es schnell gehen soll, gehe ich halt in meinen privaten Supermarkt. Dafür habe ich mir sogar extra ein großes Schwerlastregal gekauft. Das hält das enorme Gewicht der vielen Gläser aus, ist übersichtlich und gut sauber zu halten und kostet nicht die Welt. Und jede Menge Platz ist auch noch.
Ganz nebenbei kann man noch die Angebote der Läden oder Märkte ausnutzen und gleich größere Mengen kaufen. Bei den steigenden Lebensmittelreisen auch nicht doof.
Dann gibt es natürlich auch noch die Pilz- und Beerensammler. Da kann schon einiges kostenlos in den Vorrat wandern. Getrocknete Steinpilze sind im Laden extrem teuer. Oder die Heidelbeeren, die viel besser schmecken als die gekauften. Außerdem färben sie viel schöner die Zunge. Ich beneide jeden, bei dem welche wachsen.
Und weil es gerade so schön und sonnig ist, habe ich meine Einkochküche vorübergehend nach draußen auf die Terrasse verlegt. Alle vorbereitenden Arbeiten wie das Gemüse putzen, vorkochen und abfüllen sind hier passiert. Nur das eigentliche Einkochen habe ich dannnoch im Schnellkochtopf auf dem Induktionsherd in der Küche erledigt. Einen Tag war es eine ganze Kiste Champignons, an die ich sehr billig gekommen bin.
Am nächsten Tag waren es ein paar Rotkohlköpfe, die sich in Gemüse, Krautsalat und Rotes Sauerkraut verwandelten.
Sogar an Mettwurst im Glas und Enten-Rillettes habe ich mich rangetraut. Erfolgreich wohlgemerkt!
Mein Supermarkt füllt sich und einen perfekten Notvorrat haben wir jetzt auch. Denn wenn der Strom ausfallen sollte, nützen einem die empfohlenen getrockneten Hülsenfrüchte mit stundenlanger Garzeit genau so viel wie die rohen Nudeln und der Reis. Nämlich nicht. Erst recht nicht für längere Zeiträume.
Da geht man doch lieber ans Eingemachte. Den Gläserinhalt kann man oft kalt essen – Salate, Wurst, Sauerkonserven und Kompotte zum Beispiel. Andere kann man in ein paar Minuten auf einem Campingkocher oder Grill heiß machen oder notfalls sogar kalt essen. Das ist auch sicher für die Laune besser, wenn die Nerven sowieso schon blank liegen, als auf drögem Knäckebrot rumzukauen.
Inzwischen habe ich mir auch einen Dörrautomaten angeschafft. Ein kleineres Modell mit 5 Ebenen. Für meine Tomaten- und Feigenernte und ein paar Äpfel ist er genau richtig. Dafür würde es auch der Herd tun. Meiner ist aber so energiesparend, dass er abschaltet, sobald die Backofentür einen Spalt geöffnet wird, was zum Dörren absolut notwendig wäre, damit die Feuchtigkeit abziehen kann.
Und da ich gerade von Rezepten fürs Haltbarmachen die Nase nicht voll kriege, habe ich hier zwei Bücher, zum Thema.
Zuerst eine druckfrische Neuauflage:
„399x Einlegen und Einkochen“ von Cosima Bellersen Quirini
Hmmmmm….Schwierig. Im ersten Anlauf macht das Buch einen guten Eindruck. Aber wenn man ins Detail geht, fallen schon ein paar Dinge auf.
Zuerst und am wichtigsten: Es enthält einige so gravierende technische Fehler, dass ich nur jeden empfehlen kann, sich über die wirklichen Einkochzeiten und -temperaturen selbst schlau zu machen. Denn immer wieder werden hier z.B. für Gulasch Einkochtemperaturen von 75°C für Fleischgerichte angegeben. Sorry, das geht gar nicht. Auch einkochen mit Brühwürfeln ist schwierig. Gläser können aufgehen. Wobei ich auch nicht verstehe, wieso man als „Katersuppe“ Brühwürfel mit Wasser, Petersilie (auch ein Problem) und Chili einkochen soll. In der Zeit habe ich das 5 Mal „frisch gekocht“. Dass dabei ein löffelndes Kind abgebildet wird, ist eher unfreiwillig komisch.
Da sind wir schon beim Thema: Die Bilder.
Es gibt durchschnittlich auf jeder Seite eins. Jetzt isst ja bekanntlich das Auge mit. Ich lasse mich auch gerne von Rezeptfotos verführen. Aber jetzt mal ehrlich – was soll das denn? Kinderbilder ohne Ende und oft seitenweise. Das ist wohlgemerkt kein Kinderkochbuch (also weder für dieselben noch um sie zu verarbeiten). Hier nur ein paar wenige Beispiele von jeder Menge. Was hat sich der Verlag dabei gedacht?
Nichtsdestotrotz habe ich ein paar schöne Rezepte gefunden. Allerdings sollte man sie auf Einkochtauglichkeit prüfen und entsprechend überarbeiten. Fazit: Es gibt bessere.
Ulmer – Neuauflage 2022
144 S., 75 Farbfotos, Klappenbroschur. ISBN 978-3-8001-8248-0
Das zweite Buch dagegen hat mich sofort gekriegt:
„EINFACH DÖRREN UND TROCKNEN“ 100 Rezepte mit Obst, Gemüse, Fleisch, Nüssen und mehr – von Michelle Keogh
Ein mehrseitiger Teil zu den Basics des Dörrens, bringt schon gleich viel mehr Erleuchtung, als die Beilage meines Dörrgerätes. Moderne Rezepte, gut geschrieben und erklärt, bieten jede Menge Anregungen. In einem kleinen Fenster stehen die wichtigsten Eckdaten wie Portionen, Vorbereitungs- und Dörrzeiten. Somit ist das Buch auch sehr praktisch in der Anwendung.
Da wundert man sich, was alles geht. Neben Früchten und Kräutern gehen sogar Kekse, Müsliriegel, Fisch oder Joghurt im Dörrautomaten. Dass ich auch meine selbstgemachten Nudeln im Gerät statt lange an der Luft trocknen kann, darauf wäre ich spontan gar nicht gekommen. Und fast jedes Rezept hat ein tolles und sachbezogenes! Foto.
Insgesamt kann ich das Buch nur empfehlen. Es macht Spaß darin zu schmökern, es liefert fundiertes Wissen und ich werde es garantiert noch oft zur Hand nehmen.
Auf dass mein Vorratsregal sich weiter fülle.
Ulmer 2016
192 S., 124 Farbfotos, 12 Zeichnungen, kart. ISBN 978-3-8001-0862-6.
Bis bald
Ach, dein Regal mit den Vorräten sieht schon klasse aus, liebe Claudia! Ich koche nur so gar nicht gerne und kenne mich mit Einkochen und Haltbarmachen überhaupt nicht aus. Aber du hast schon recht, Vorräte können in dieser Zeit nicht schaden (gekaufte habe ich schon) und Selbermachen ist günstiger. Außerdem weiß man dann, woher es kommt und was drin ist. Vielleicht sollte ich mir tatsächlich so ein Kochbuch dazu anschaffen …
Liebe Grüße aus unserem herbstlichen Garten
Susanna
Das sieht natürlich toll aus, wenn man so viele Vorräte im Keller hat. Ich habe dieses Jahr wieder einen Versuch mit Tomaten gestartet. Aber das war mal wieder nichts. Ich hab sie irgendwann entsorgt. Was in meinem Mini-Hochbeet ganz gut gedeiht, sind Salate und Kohlrabi. Aber da lohnt es sich nicht, etwas einzumachen. Bei mir wird eigentlich nur Marmelade eingekocht. Aber immerhin.
Viele Grüße von
Margit